Die Schweizer Börse startete angeschlagen ins neue Jahr. Nie seit 2008 hatte sie so viel an Wert verloren wie 2018. Speziell der Dezember hinterliess in den Anlegerportfolios tiefe Löcher. Doch an den ersten zehn Handelstagen 2019 fand sozusagen eine Blitzheilung statt. Der breite Schweizer Aktienindex Swiss Performance Index (SPI) hat bislang knapp 5 Prozent zugelegt, der Leitindex Swiss Market Index (SMI) praktisch gleich viel.

In dieser Gegenbewegung haben einige Aktien besonders deutlich zugelegt: Newron, Panalpina oder Basilea haben mehr als 30 Prozent gewonnen. Auch grosse Titel wie Richemont, Credit Suisse oder LafargeHolcim zeigen sich mit einem Kursplus zwischen 6 und 13 Prozent deutlich verbessert. Daraus abzuleiten, die Schweizer Börse sei nun vollständig gesundet, wäre aber übertrieben.

Denn die Verunsicherung unter Investoren bleibt gross: Die Weltwirtschaft hat ihren Zyklushöhepunkt überschritten, daneben spüren Unternehmen den amerikanisch-chinesischen Handelsstreit, und die Zinserhöhungen der Fed dürften an Regelmässigkeit verlieren. In Europa kommen die Brexit-Wirren hinzu sowie politische Unwägbarkeiten in Frankreich und Italien.

Die Schnellstarter ins Börsenjahr lassen sich denn auch grob in drei Gruppen aufteilen, die relativ unabhängig von Fundamentaldaten unterwegs sind: Pharma-Hoffnungsträger, Übernahmekandidaten und Rebound-Aktien.

Die besten Schweizer Aktien 2019

TitelPerformance 2019 (in %)
Newron Pharma+34,4
Panalpina+33,5
LumX Group+32,9
Basilea+30,3
Perfect Holding+22,7
Dätwyler+18,9
Meyer Burger+18,2
BB Biotech+17,6
Hochdorf+16,3
Kudelski+16,7
SPI+4,9
SMI+4,8

Quelle: cash.ch (Stand 16. Januar 2019, 10 Uhr)

Zur ersten Gruppe gehört etwa Newron Pharma mit einem Kursplus von 34 Prozent. Das italienische Unternehmen ist defizitär, belebt die Anlegerphantasie aber mit Produktkandidaten und zukünftigen Gewinnen. Das heisst, der Aktienkurs wird mehrheitlich von Gerüchten und nur selten von Unternehmensnews beeinflusst. Schon in der Vergangenheit fiel die Newron-Aktie vor allem durch starke Kursschwankungen auf.

Ähnlich ist die Situation bei Basilea (+30 Prozent) und BB Biotech (+18 Prozent), die beide ebenfalls unter den zehn besten Aktien des laufenden Jahres stehen. Basilea schreibt seit jeher rote Zahlen, hat aber bereits mehrere Medikamente auf dem Markt. BB Biotech ist über seine mehr als 30 Beteiligungen vor allem in den USA engagiert. Geholfen hat jüngst zum Beispiel die Übernahme von Celgene durch Bristol-Myers, worauf die Celgene-Aktie einen Drittel teurer wurde. Celgene war zuletzt die drittgrösste Position von BB Biotech. Anleger können hier am möglichen Biotech-Boom teilnehmen, ohne alles auf eine Karte zu setzen. Attraktiv ist auch die Dividendenrendite von 4,8 Prozent.

Unterschiedliche Perspektiven

Um eine Übernahme geht es auch bei Panalpina. Nach der Offerte durch DSV gewann die Panalpina-Aktie am Mittwoch bis zu 30 Prozent, was fast das gesamte Kursplus des laufenden Jahres ausmacht (+34 Prozent). Am Markt heisst es derweil, Konkurrent Kühne+Nagel könnte nun eine attraktivere Gegenofferte einreichen (cash berichtete). In diesem Logistik-Poker ist das letzte Wort also noch nicht gesprochen.

Um Rebound-Bewegungen geht es im weitesten Sinn bei LumX, Perfect Holding, Dätwyler, Meyer Burger, Hochdorf und Kudelski (2018: -53%). Alle hatten ein miserables 2018. Hochdorf, Meyer Burger und Perfect Holding landeten mit Verlusten von mehr als 60 Prozent gar unter den Flop Ten der Schweizer Aktien (mehr dazu hier).

Die Perspektiven sind hier äusserst unterschiedlich. Dätwyler zum Beispiel gehört bei mehreren Banken (UBS, CS, Vontobel) zu den aktuellen Favoriten. Die CS traut der Aktie der Industriegruppe gar einen Anstieg auf 230 Franken zu, was zum aktuellen Kurs (150 Franken) weiteres Aufwärtspotenzial von mehr als 50 Prozent bedeutet. Zu den Risiken gehören hier die Abhängigkeit von der Automobilindustrie sowie die unterschiedlichen Perspektiven der zwei Konzernbereiche Dichtungslösungen und Elektronikteile.

«Penny Stocks» im Anstieg

Anders die Situation bei Meyer Burger, LumX Group und Perfect Holding. Ihre Aktien sind weniger als ein Franken wert, ihre Kurse fallen häufig durch einen volatilen Verlauf auf. Gemeinsam haben sie auch eher düstere operative Aussichten, teils sogar mit roten Zahlen. Interessierte Anleger sollten also höchstens Teile ihres Zockergeldes einsetzen.

Während es also bei einigen Aktien nach Monaten der Flaute nun wenigstens kursmässig wieder aufwärts geht, setzt sich andernorts der Sinkflug unvermindert fort. Dazu gehört der Verpackungshersteller Air Tech Group, der derzeit praktisch ins Bodenlose fällt. Mehrere Rücktritte im Verwaltungsrat und eine Gewinnwarnung waren die letzten Hiobsbotschaften für die Aktionäre. Das Unternehmen braucht nun frisches Kapital, um den Betrieb zu sichern.

Auch aus dem SMI gibt es ein Beispiel einer Aktie, die noch nicht wieder auf die Beine gekommen ist: Geberit. Jahrelang ein solider Wert, hat der Sanitärtechnikkonzern im letzten Kalenderjahr 11 und im laufenden Jahr fast 5 Prozent verloren. Zuletzt empfahlen drei Banken die Aktie zum Verkauf, unter anderem aufgrund verschlechterter Aussichten für die europäische Bauindustrie. Die Umsatzzahlen vom Donnerstag könnten für einen Befreiungs- oder einen weiteren Rückschlag sorgen.

Die schlechtesten Schweizer Aktien 2019

TitelPerformance 2019, in %
Air Tech Group-69,6
Blackstone-16,6
Asmallworld-16,0
Banque Prof. Gestion-14,7
Orell Füssli-13,0
Arundel-11,1
Mikron-9,2
Molecular Partners-8,6
Santhera-8,0
Spice Private Equity-7,8

Quelle: cash.ch (Stand 16. Januar 2019, 10 Uhr)