Wenn an den Börsen zuletzt ein Muster zu erkennen war, ist es folgendes: Jeder noch so kleine Rücksetzer wurde von Anlegern genutzt, um den Markt zu stürmen und zu kaufen. Die jüngste Korrektur an den Aktienmärkten in diesen Tagen ist nun ein Test, ob dieser Automatismus weiter Bestand haben wird. Der S&P 500 wies zuletzt an vier von fünf Tagen Verluste aus, wobei insbesondere hochbewertete Technologie-Aktien angesichts steigender Anleiherenditen unter Druck geraten sind.

Und trotzdem: Seit Anfang November 2020 - oder seit 82 Tagen - hat der US-Index keinen Rücksetzer mehr von fünf Prozent oder gar mehr erlebt. Das ist der längste "Lauf" seit über einem Jahr. "Die Kürze der Rücksetzer reizt Anleger dazu, zu denken: 'Oh, ich habe den letzten Dip verpasst, jetzt muss ich dabei sein'", sagt Chris Gisanti, Chef-Analyst von MAI Capital Management. "Wegen dieser Mentalität sind die Schwächephasen nur von kurzer Dauer."

Die derzeitige Tendenz, jeden Rücksetzer zu kaufen, war in der vergangenen Woche besonders gut zu beobachten. Nachdem der S&P 500 erstmals seit Oktober wieder zwei Wochen hintereinander negativ geschlossen hatte, stürmten sowohl Hedgefonds als auch Privatanleger den Markt, um die tiefen Kurse quasi einzusammeln. Die Käufe beliefen sich laut Daten der Bank of America auf 2,8 Milliarden Dollar. Technologie-Aktien - der am schlechtesten laufende Sektor in dieser Periode - erfuhren den grössten Zukauf seit November 2019.  

"Die Leute springen auf den Zug, weil sie denken, jetzt oder nie. Letztlich herrscht der Glaube, dass es immer weiter nach oben geht", sagt Jerry Braakman, Anlagechef von First American Trust. "Die Wirtschaft, die Stimulus-Pakete, die Fed-Politik, die Impfstoff-Hoffnungen, das alles erhöht das Sentiment der Investoren."

Und in der Tat haben Anleger Grund zu Optimismus. Laut eines Models von Bloomberg Intelligence werden die Aktienmärkte in der Lage sein, die steigenden Renditen auf Staatsanleihen sowie die steigenden Zinsen zu verkraften, solange die Erholung der Firmenbilanzen anhält. Sprich, die Gewinne der Unternehmen müssen tatsächlich zurückkommen.

(Bloomberg/cash)