Etwa drei Monate sind es bereits her, als der Swiss Market Index (SMI) seinen absoluten Corona-Tiefpunkt erreichte. Am 23. März notierte der Schweizer Blue-Chip-Index bei 8'160 Punkten. Seitdem ist viel passiert an den Börsen. Viele Schweizer Titel setzten zu einer furiosen Aufholjagd an, was den SMI bereits Anfang Juni erstmals wieder über die 10'000-Punkte-Marke brachte.

Zu den ersten Comeback-Aktien gehörten die üblichen defensiven Werte wie Nestlè und Roche sowie Qualitätstitel wie etwa Lonza. Zuletzt war zu beobachten, dass auch zyklische Werte nachziehen. Diese hatten durch den Corona-Schock naturgemäss besonders zu leiden, zogen aber in den letzten Wochen, getrieben durch verhalten optimistische Konjunktur-Aussichten, nach.

Doch bei einigen Titeln blieben die Erholungsversuche bis heute aus. cash schaut sich fünf Aktien genauer und und zeigt, ob es sich um hoffnungslose Fälle handelt, oder ob Anleger auf baldige Kurssteigerungen hoffen dürfen.

Mobilezone

Der Telekommunikations-Spezialist mit Sitz in Rotkreuz hatte besonders unter der Corona-krise zu leiden. Der Lockdown und die damit verbundene Schliessung der Geschäfte hat das Ergebnis stark belastet. Das Unternehmen verkündete im Mai, dass durch die Schliessungen der Betriebsgewinn (Ebit) im ersten Halbjahr zwischen elf und 13 Millionen Franken belastet werde. Nach dem Corona-Schock Mitte Februar stürzte die Aktie um bis zu 37 Prozent ein.

Bis heute konnten sich die Titel praktisch nicht erholen. Noch immer steht ein Minus von 32 Prozent gegenüber Mitte Februar. Hoffnung auf Besserung macht die geplante Restrukturierung des Geschäfts in Deutschland. Dort soll der indirekte Vertrieb zentral unter dem Dach einer neuen Marke gebündelt werden. Zudem kann eine beachtliche Dividendenrendite von 7,4 Prozent über ausbleibende Kursgewinne fürs Erste hinwegtrösten. Geduld könnte sich für Anleger hier auszahlen.

PSP Swiss Property

Die zweitgrösste börsenkotierte Schweizer Immobiliengesellschaft stürze im Zuge der Corona-Krise an der Börse um bis zu 32 Prozent ab. Die Erholung blieb seitdem überwiegend aus. Das Problem: Bei PSP machten die Gewinne aus der Vermietung von Büroliegenschaften fast zwei Drittel des 2019 ausgewiesenen Liegenschaftenertrags aus. Die Corona-Krise könnte laut vielen Experten zu einer nachhaltig abnehmenden Nachfrage nach Büroliegentschaften führen. Stichwort: Home Office.

Zwar macht PSP auch ein Fünftel seines Liegenschaftenertrags mit Detailhandel und Gastronomie – Bereiche, die wieder am Laufen sind. Doch vor dem Hintergrund der grossen Abhängigkeit zum Geschäft mit Gewerbeimmobilien scheint eine schleppende Erholung der Aktie plausibel. Noch sind die genauen Folgen der Corona-Krise auf diesem Markt äusserst unklar. Konservative Anleger warten hier weiter ab.

Rieter

Für Rieter begann die Miesere bereits vor Corona. Schon im Januar hatte der Industriekonzern vor einem schwachen ersten Halbjahr gewarnt. Grund: Flaute bei den Auftragseingängen. Covid-19 und grosse Teilschliessungen der Wirtschaft verschlimmerten die Umsatzaussichten. Ende Mai gab das Unternehmen dann schliesslich eine Gewinnwarnung heraus.

Die Aktie büsste durch die Corona-Krise bis zu 38 Prozent ein und tritt seit Mitte März praktisch auf der Stelle. Rieters Problem ist – unabhängig von Covid-19 – das abnehmende Wachstum in der Baumwollspinnerei, für die der Industriekonzern Maschinen herstellt. Derzeit ist noch nicht absehbar, wie Rieter dem begegnen möchte. Auf eine baldige Erholung sollten Anleger weiterhin nicht setzen.

Calida

Im Gegensatz zur Lebensmittelbranche hat die Corona-Krise Modeunternehmen stark getroffen. Einerseits war der stationäre Handel monatelang ausgesetzt, was die Einnahmen spürbar drückte. Andererseits konnte der Onlinehandel die Verluste im Modegeschäft nicht ausgleichen. In der Krise hat der Kauf von Wäsche bei den Konsumenten keine Priorität – zum Nachteil für den Wäsche-Spezialisten Calida.

Die Aktie des Unternehmens aus Sursee dümpelt folgerichtig seit Monaten auf tiefem Niveau – etwa 24 Prozent unter ihrem Vor-Corona-Niveau. Dabei gibt es bei Calida durchaus Grund zur Hoffnung. Das Unternehmen befindet sich in einer Umbruchphase und strafft sein Angebot. Der Wäscheanbieter trennte sich zuletzt von weniger profitablen Marken wie der Bergsportmarke Eider oder der Surf- und Lifestylemarke Oxbow.

Eine trotz Corona noch immer solide Bilanz und die starke Marktposition in der Schweiz sprechen für ein langfristiges Investment. Zudem konnte bis zum Corona-Schock ein hohes Wachstum im E-Commerce verzeichnet werden. Dieses dürfte wieder anspringen, sobald die Nachfrage im Modebereich wieder anzieht. Calida könnte für Anleger schon bald wieder interessant werden. 

APG

Für den Aussenwerber APG war die Corona-Krise gleich ein doppelter Schock. Erstens ist die Werbebranche ohnehin immer eines der ersten Opfer von Krisen – Unternehmen setzen bei sinkenden Einnahmen meist bei den Werbeausgaben zuallererst den Rotstift an. Zweitens traf es die Aussenwerbung wegen der grossen Einschränkungen im öffentlichen Raum besonders hart.

Bereits früh kündigte APG folgerichtig einen "erheblichen" Umsatzrückgang sowie Kurzarbeit an. Die Aktie sackte bis zu 40 Prozent ab – und zeigt bis heute kaum Erholungstendenzen. Die Zukunft wird trotz vorsichtiger Konjunktur-Hoffnungen ohnehin eine Herausforderung für APG. Der Aussenwerbespezialist spürte bereits vor Corona den härteren Wettbewerb. Dieser setzt die Margen des Unternehmens schon länger unter Druck.

Zudem befindet sich auch APG in einer Transformationsphase. Es wird stark in die Digitalisierung des Angebots investiert, was das Ergebnis kurzfristig weiterhin drücken dürfte. Anleger sollten mit einem Einstieg noch warten.