Nach einem negativen Start kämpfte sich der Leitindex SMI schon früh klar in die Gewinnzone vor. Der Handelstag war aber nur von moderaten Umsätzen geprägt. Die Marktteilnehmer trauten dem Anstieg noch nicht so recht, sagte ein Händler. «Die Anleger wollen nach dem jüngsten Kursrally nun zuerst mehr Gewissheit, ob die Phase der Zinserhöhungen wirklich abgeschlossen ist, bevor sie sich neu positionieren», sagte er. Diesbezüglich spekulieren die meisten aber auf moderate Aussagen von US-Notenbankchef Jerome Powell. Er äussert sich am Abend Schweizer Zeit an einer Paneldiskussion des IWF.
Zuletzt waren von der US-Notenbank allerdings uneinheitliche Signale zur geldpolitischen Ausrichtung gekommen. Einige Vertreter brachten die Möglichkeit zusätzlicher Zinsanhebungen ins Spiel, andere deuteten dagegen stabile Leitzinsen an. Mit Zinssenkungen rechnen die Märkte erst ab Mitte des kommenden Jahres. Dazu passt, dass sich auch am Berichtstag die Lage am US-Arbeitsmarkt weiter aufgehellt hat. Eine niedrige Arbeitslosigkeit spricht bekanntlich für steigende Löhne, was die Inflation zusätzlich antreiben könnte - und Zinssenkungen zumindest vorerst noch erschwert.
Der Leitindex SMI schloss schliesslich um 0,47 Prozent höher auf 10'644,99 Punkten. Der 30 Titel umfassende SLI gewann 0,70 Prozent auf 1678,21 und der breite SPI 0,60 Prozent auf 13'978,00 Zähler. 22 der 30 SLI-Titel legten zu, sieben gaben nach. Roche I schlossen unverändert.
VAT (+3,8 Prozent) standen im SLI bei Börsenschluss an der Spitze. Händler sprachen von Gelegenheitskäufen nach der gestrigen UBS-Abstufung. ABB (+3,7 Prozent) gewannen dank einer Kaufempfehlung von Goldman Sachs. Zu den Gewinnern zählten weitere Zykliker wie Lonza, Geberit, Schindler und Sika mit Gewinnen zwischen 1,2 und 2,1 Prozent.
Nestlé (+0,9 Prozent) profitierten im Windschatten von einer Heraufstufung für die Unilever-Aktien durch Barclays, hiess es auf dem Parkett.
Abschläge verzeichneten hingegen Novartis (-0,7 Prozent) und Sandoz (-0,4 Prozent auf 23,99 Fr.). Der Generikaproduzent setzte den volatilen Kursverlauf seit dem Börsengang vor gut einem Monat fort. Die Papiere liegen nun wieder etwa beim Ausgangskurs. Bei Novartis wurde derweil erst kurz vor Börsenschluss bekannt, dass der Konzern mit Remibrutinib Ziele in zwei Studien erreichte.
Im Fokus standen nach Zahlen ausserdem die Aktien von Zurich (-0,4 Prozent). Mit dem Zahlenkranz konnte der Konzern nicht überall überzeugen. Die Zahlen seien insgesamt durchwachsen gewesen, hiess es. Allerdings waren die Schätzungen mit grossen Unsicherheiten behaftet, weil die Zurich erstmals im Rahmen der IFRS-17-Anpassungen ein Neunmonatsergebnis vorlegte.
Die Aktien von Swiss Life (+0,4 Prozent) drehten hingegen vor Handelsschluss noch ins Plus. Am Vortag waren sie sie nach Vorlage des Zwischenberichtes um fast 6 Prozent eingebrochen. Swiss Re (-0,3 Prozent) schlossen leicht im Minus.
Die Aktien der UBS (-0,3 Prozent auf 22,29 Fr.) standen ebenfalls auf den Verkaufszetteln. Kepler Cheuvreux hatte das Kursziel auf 22,50 von 23 Franken reduziert. Die Empfehlung lautet «Hold». Die Grossbank hatte am Berichtstag erstmals seit der CS-Übernahme erfolgreich zwei AT1-Anleihen emittiert.
Die Aktien des Uhrenkonzerns Swatch büssten 1,8 Prozent ein. Die ZKB hat wegen des schwieriger gewordenen Umfelds und des starken Frankens die Gewinnschätzungen für Swatch für 2023 und 2024 gesenkt. Den Anteile von Rivale Richemont (+0,7 Prozent) erging es besser. Der Luxusgüterhersteller legt am (morgigen) Freitag den Habjahresbericht vor.
Auf den hinteren Rängen stachen Comet (+12 Prozent) heraus. Das Technologieunternehmen passte die Mittelfristziele nach oben an, verschob diese aber weiter nach hinten. Bei DocMorris (+13 Prozent) kam es zu aggressiven Deckungskäufen, sagten Händler.
Spexis (-6 Prozent) fielen erneut, nachdem sie bereits am Vortag um mehr als die Hälfte eingebrochen waren. Die Biotechfirma hat Nachlassstundung beantragt.
(AWP)