Wenn es denn so einfach wäre: Aktien kaufen, wenn die Kurse tief sind, verkaufen, wenn sie hoch sind, und dann dieses Spiel möglichst oft wiederholen. Damit würde man sicherlich schnell vermögend. Doch auch mit allen erdenklichen Erfahrungen ausgestattete Anlageprofis sagen, dass solches "Market Timing" schwierig sei – wenn nicht sogar der Versuch als solches, im stets "richtigen" Moment zu traden, weitgehend sinnlos sein dürfte.

Die Versuchung beispielsweise für Tech-Investoren, in der jetzigen für Tech-Aktien ungünstigen Phase des Markets zu verkaufen, ist gross. Aber auch Panikverkäufe können dazu führen, dass Anlegerinnen und Anlengern viel Rendite entgeht. Getreu nach dem Motto: "Hin und her macht Taschen leer."

Wie weit man daneben liegen kann, zeigt eine neue Untersuchung der Bank of America (BofA). Es lohnt sich also aus Sicht der amerikanischen Grossbank, investiert zu bleiben, auch wenn es an den Märkten einmal wackelt. Denn hätte man, beispielsweise mit Panikverkäufen, zwischen 1930 und 2020 jedes Jahrzehnt die jeweils zehn besten Handelstage verpasst, würde sich die gesamte Rendite einer Anlage auf 28 Prozent belaufen. Über eine so lange Zeit hätte damit wohl nicht mal die Inflation ausgeglichen.

Bei einem sturen Investiertbleiben wäre die Rendite in der gleichen Zeit bei 17'715 Prozent. "In turbulenten Zeiten investiert bleiben trägt dazu bei, Verluste nach Bärenmärkten auszugleichen. Es braucht im Durchschnitt etwa 1100 Handelstage dazu", schreibt Savita Subramaniam, die das US-Aktiengeschäft der BofA leitet.

Eher Glück als Können

Market Timing setzt voraus, dass Anleger genau abschätzen können, wie der Markt laufen wird. Hätte man im Februar 2020 mit gutem Gespür geahnt, wie stark die Märkte wegen der Pandemiekrise fallen werden, und hätte man ebenfalls mit hoher Sicherheit im März wieder zugekauft, wären die Gewinne bei vielen enorm gewesen. Nur haben ja genau in dieser Phase viele Marktteilnehmer zu spät verkauft, zu früh zugekauft, oder mit einer Kombination von beidem eher Gewinne verspielt als eingefahren.

Auch die Trader, die am jüngsten Hype um Aktien wie GameStop teilnahmen, rühmen sich gerne auf Social-Media-Plattformen ihrer vordergründig treffsicheren Methode. Manchen ist das Geschick sicherlich nicht abzusprechen. Viele aber hatten wohl eher Glück und werden sich vielleicht ins Unglück traden, wenn sie die Masche ein zweites Mal durchziehen wollen.

Aber dann, für alle Fälle - hier auch noch eine Zahl für jene, die ans Market Timing glauben: Hätten man am US-Markt zwischen 1930 und 2020 jeweils vor den zehn schlimmsten Börsentage des Jahrzehnts verkauft, und danach zugekauft, würde sich die Rendite gemäss den Berechungen der BofA innerhalb von 90 Jahren auf das geradezu pharaonische Ausmass von 3'793'787 Prozent belaufen.