Jeweils im Schlussmonat des Quartals führen die Ökonomen der britischen Barclays Bank eine Umfrage bei Kunden durch. Bei der jüngsten Erhebung wurden weltweit 885 Investoren zu den verschiedensten Themen befragt – mit teils sehr interessanten Erkenntnissen.
Nicht zuletzt aufgrund des überraschenden Sieges des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump im Rennen um die amerikanische Präsidentschaft sind die Ergebnisse völlig andere als noch anlässlich der Umfrage vom September.
Steigende Inflationserwartungen
Noch ist nicht bekannt, wie die zukünftige amerikanische Wirtschaftspolitik genau aussehen soll. Hält Trump seine Wahlversprechen, ist mit einer geringeren Steuerbelastung für Unternehmen, zusätzlichen Infrastrukturausgaben sowie protektionistischen Massnahmen zur Stärkung der heimischen Wirtschaft zu rechnen.
Auf kurze Sicht von bis zu 2 Jahren versprechen sich fast 90 Prozent der von Barclays befragten Kunden positive Wachstumsimpulse für die amerikanische Konjunktur. Auf einen Horizont von bis zu 5 Jahren fällt dieser Anteil allerdings auf unter 40 Prozent. Eine Mehrheit von 60 Prozent befürchtet, dass die zukünftige Wirtschaftspolitik auf lange Sicht sogar bremsen könnte.
Einig sind sich die Umfrageteilnehmer hingegen in Bezug auf die Inflationserwartungen. Über 90 Prozent rechnen unter Trump in den nächsten zwei Jahren und immerhin noch knapp 80 Prozent in den Jahren danach mit einer anziehenden Teuerung.
Aktien vermehrt wieder in der Anlegergunst
Die Inflationsängste halten sich allerdings in Grenzen. Die grössten Sorgen bereiten den Befragten die geopolitischen Entwicklungen (36 Prozent), gefolgt von den Spannungen innerhalb Europas (19 Prozent) und den Problemen in China und anderen Schwellenländern (10 Prozent).
Umfrageergebnisse bei den Aktien; Quelle: Barclays
In Anbetracht aller dieser offensichtlichen Gefahrenherde überrascht die Verschiebung bei den Anlagepräferenzen. Immerhin gaben in der jüngsten Umfrage 53 Prozent der Befragten an, dass sie den Aktien über die nächsten 12 Monate das grösste Aufwärtspotenzial zutrauen. Anlässlich der Erhebung vom September waren es nur 18 Prozent. Über 40 Prozent der Befragten trauen den Aktienmärkten über die kommenden Monate einen Kursanstieg um 5 bis 10 Prozent zu, kaum jemand erwartet einen Rückschlag. Im Gegenzug rechnen sich nur noch 8 Prozent von zuvor 19 Prozent bei Anleihen gute Chancen aus.
Franken fristet ein Mauerblümchen-Dasein
Eigenen Angaben zufolge haben bisweilen aber nur die wenigsten Barclays-Kunden ihre Wertschriftenportfolios im Anschluss an die Präsidentschaftswahlen grösseren Anpassungen unterzogen. Wenn, dann kauften sie vor allem beim Dollar sowie bei amerikanischen Aktien zu.
Umfrageergebnisse bei den Währungen; Quelle: Barclays
Verlierer ist hingegen der Yen. Eine Mehrheit von 32 Prozent geht von einer rückläufigen japanischen Währung aus, nach 10 Prozent im September. Immerhin 25 Prozent setzen beim Euro auf tiefere Kurse. Vernachlässigbare 3 Prozent der Befragten wetten bevorzugt gegen den Franken oder gegen skandinavische Währungen.
Dass der Franken für die Kunden von Barclays derzeit kaum ein Thema ist, überrascht - kämpft die Schweizerische Nationalbank doch schon seit Wochen mit Interventionen gegen einen stärkeren Franken an.