Die Aktie von Swiss Re steigt am Donnerstag im frühen Handel bis 1,9 Prozent auf 86,50 Franken: Das ist der höchste Stand seit Mitte April 2022. Das Jahreshoch Anfang Februar betrug 102,20 Franken.

JPMorgan stufte in einer Sektorstudie das Rating für den Schweizer Rückversicherer auf "Overweight" von zuvor "Neutral" hoch und erhöhte das Kursziel auf 100 von 85 Franken. Die Analysten rechnen im kommenden Jahr mit einer Outperformance des europäischen Versicherungssektors. Für Swiss Re gehen die Analysten dabei im Hinblick auf das kommende Jahr von einem zunehmend attraktiven Risiko/Ertragsverhältnis aus.

Die Bedingungen auf dem Rückversicherungsmarkt seien so gut wie seit 15 Jahren nicht mehr, heisst es. Gleichzeitig hinke die Kursentwicklung der des gesamten europäischen Versicherungssektors hinterher, so die Experten von JPMorgan weiter. Entsprechend sehen sie nun eine deutliches Aufwärtspotenzial für die Aktie.

Derweil ist der VR-Präsident von Swiss Re, Sergio Ermotti, mit der Profitabilität seines Rückversicherungskonzerns nicht zufrieden: Die Risiken seien gestiegen, die Häufigkeit der Risiken sei gestiegen, die Kapitalkosten für die Swiss Re seien gestiegen. "Deshalb müssen wir die Preise überprüfen, um unsere Profitabilität zu verbessern. Wir können mit unserer aktuellen Profitabilität nicht zufrieden sein", sagte der Tessiner in einem Interview mit der "Handelszeitung" vom Donnerstag. Die Erstversicherer hätten auf Kosten der Rückversicherer gelebt.

"Ich sehe zwei Treiber für diese schiefe Situation: die Inflation und die erhöhten Risiken. Ich rede jetzt nicht nur von Naturkatastrophen, sondern beispielsweise auch von den Unterbrechungen der Versorgungskette, von geopolitischen Risiken und der sozialen Inflation, entstanden durch Rechtsfälle", sagte Ermotti: So hätten zum Beispiel die Schäden aus den Haftpflichtdeckungen für Manager enorm zugenommen.

Auf die Frage, um wie viel die Swiss Re die Prämien erhöhen müsste, damit Ermotti zufrieden wäre, sagte er: "Das hängt natürlich von den jeweiligen Risiken ab. Bei einigen Risiken müssten wir womöglich ein Vielfaches in Erwägung ziehen. Darüber hinaus kann der Selbstbehalt der Erstversicherer angepasst werden."

Wenn die Swiss Re nicht in der Lage sei, ihre Kapitalkosten zu decken, müsse man den Mut haben, das Kapital einzubehalten, und die Kapitalrendite verbessern. Und wenn man das Kapital langfristig nicht profitabel einsetzen könne, dann sei es kein Problem, dieses an die Aktionäre in Form von Dividenden oder Aktienrückkäufen zurückzuzahlen, sagte Ermotti.

(AWP/cash)