Am Montag wurde durchgeführt, was vor eineinhalb Jahren beschlossen worden war: Der Baustoffkonzern Holcim wurde in zwei Teile gespalten und jedes separat an der Börse kotiert, Amrize zusätzlich an der New Yorker Börse NYSE.

Allerdings blieb der erste Handelstag etwas hinter den Erwartungen zurück, vor allem bei Amrize. Die Aktien von Amrize - in diese Firma wurde das nordamerikanische Geschäftssegment ausgegliedert - schlossen den Handel am ersten Tag an der Schweizer Börse bei 39,31 Franken ab. Am Morgen waren sie noch zu 46,00 Franken ins Börsenabenteuer gestartet.

Für die Aktien von Holcim bezahlten Anlegerinnen und Anleger nach der Abspaltung von Amrize zu Handelsende am Montag 54,26 Franken das Stück. Damit ging für das Management die Rechnung von «eins und eins ist mehr als zwei» - wie bei Abspaltungen in einer solchen Grössenordnung erhofft - am Montag nicht auf: Amrize und Holcim brachten zu Börsenschluss in der Schweiz zusammen 93,57 Franken auf die Waage. Das war geringfügig weniger als der vergangenen Freitag für die «alte» Holcim letztbezahlte Preis von 93,68 Franken.

Die Welt sieht am Dienstag nun anders aus: Die Aktien von Holcim steigen 6 Prozent auf 57,60 Franken, diejenigen von Amrize ebenfalls um 6 Prozent auf 41,66 Franken. Amrize wird von Analysten überwiegend mit Kaufempfehlungen neu abgedeckt oder entsprechend hochgestuft, der Enthusiasmus fällt bei Holcim etwas weniger deutlich aus. Zusätzlich profitieren die Titel am Dienstag vom freundlichen Börsenumfeld wegen des verkündeten Waffenstillstandes in Nahost.

Amrize hat ambitionierte Margen- und Wachstumsziele

Die Holcim-Abspaltung positioniere sich als führender Player im nordamerikanischen Baustoffsektor, schreibt beispielsweise Morgan Stanley und nimmt die Bewertung für Amrize mit «Overweight» auf. Dank einer tiefen Netto-Verschuldung bestehe auch grosser Spielraum für strategische Zukäufe, die Wachstumsstrategie sei klar und die Bewertung des Unternehmens attraktiv.

Auch die Zürcher Kantonalbank bescheinigt Amrize ambitionierte Margen- und Wachstumsziele und zudem einen hohen Bewertungsabschlag zur amerikanischen Konkurrenz. Derzeit gebe es allerdings noch konjunkturellen Gegenwind.

Die Royal Bank of Canada (RBC) sieht für Holcim ein Kursziel von 50 Franken. Die Einstufung lautet weiterhin «Sector Perform». Neu sei der Spinn-off von Amrize in den Schätzungen berücksichtigt worden, schreibt RBC. Holcim setze eher auf Nachhaltigkeit und stabile Kapitalrückflüsse, während Amrize stärker auf Wachstum ausgerichtet sei. 

Für Holcim stellen andere Analysten nun die klarere Positionierung nach der Abspaltung positiv heraus. JPMorgan (mit einem Kursziel von 65 Franken für Holcim) ist generell für europäische Zementhersteller zuversichtlich gestimmt und Morgan Stanley unterstreicht die führende Rolle bei der Dekarbonisierung von Holcim, auch wenn die Aktie nicht sehr günstig bewertet sei.

Die UBS hat ihre Einschätzung sowie das Zahlenmodell für Holcim aktualisiert, schreibt der zuständige Analyst. Das mittelfristige Wachstumspotenzial sei attraktiv. Gestützt werde dieses durch Preissetzungsmacht in konsolidierten Märkten, Dekarbonisierungsvorschriften und anziehende Endmärkte - besonders in Europa. Darüber hinaus schaffe die starke Cash-Generierung finanzielle Möglichkeiten, etwa zur Steigerung der Aktionärsrendite. Das Holcim-Kursziel der UBS liegt bei 52 Franken und das Rating lautet «Neutral».

(cash/AWP)