In den letzten Wochen haben die meisten Schweizer Aktien eine kräftige Kurserholung durchlaufen. Viele von ihnen notieren mittlerweile weit über den langjährigen Tiefstkursen von Mitte März. So auch jene des Berner Telekommunikationskonzerns Ascom. War die Aktie kürzlich für weniger als 4,50 Franken zu haben, kostete sie zuletzt fast zwei Franken mehr.

UBS geht gleich zweimal über die Bücher

Das hält die UBS nicht davon ab, ihr Anlageurteil von "Sell" auf "Neutral" zu erhöhen. Das 12-Monats-Kursziel gibt die Grossbank neuerdings mit 6,50 (zuvor 8,50) Franken an. Ursprünglich geht die Verkaufsempfehlung in den November 2018 zurück, als die Aktie noch bei 15 Franken notierte. Um den Folgen der Covid19-Pandemie Rechnung zu tragen, streicht die UBS ihre diesjährigen Gewinnerwartungen um 90 Prozent zusammen. Sie geht davon aus, dass viele Spitäler angesichts der aktuellen Lage die Digitalisierung ihrer Arbeitsabläufe zurückstellen. Das wiederum könnte den Turnaround bei Ascom verzögern.

Auch die Aktie von Vifor Pharma stuft die UBS am Donnerstagmorgen von "Sell" auf "Neutral" herauf. Anders als bei Ascom erhöht sie das 12-Monats-Kursziel für das Pharmaunternehmen aus Bern sogar. Neuerdings lautet es 150 (zuvor 120) Franken. Die Grossbank rechnet im weiteren Jahresverlauf mit beträchtlichen Fortschritten bei der Medikamentenpipeline. Die vor ziemlich genau zwei Jahren ausgesprochene Verkaufsempfehlung scheint ihr vor diesem Hintergrund nicht mehr länger gerechtfertigt.

Späte Einsicht von J.P. Morgan bei Swisscom

Die Vifor-Aktie war zwischen Mitte Februar und Mitte März dieses Jahres von 190 auf 97 Franken eingebrochen, hat sich seither aber bereits wieder auf 140 Franken erholt.

Doch nicht nur die UBS kehrt von langjährigen Verkaufsempfehlungen ab. Denn J.P. Morgan wirft bei Swisscom das Handtuch. Nachdem die US-Investmentbank die Aktie des ehemaligen Monopolisten seit November 2014 unentwegt mit "Underweight" eingestuft hatte, erhöht sie ihr Anlageurteil auf "Neutral" und das Kursziel auf 521 (zuvor 490) Franken.

J.P. Morgan begründet diesen Schritt mit den defensiven Qualitäten des Unternehmens. Eine der Hauptattraktionen sei die sichere Dividende, die ihrerseits durch eine solide Bilanz verstärkt werde. Dass die US-Investmentbank die operativen Gewinnschätzungen für die kommenden Jahre um bis zu 3 Prozent reduziert, fällt da nicht gross ins Gewicht.

Die Swisscom-Aktie zählt zu den wenigen Titeln aus dem Swiss Market Index (SMI) mit einer zumindest ausgeglichenen Kursbilanz seit Jahresbeginn. Allerdings notiert auch sie mit 515 Franken noch immer unter dem Rekordhoch von Mitte Februar bei knapp 580 Franken.

Beobachter zeigen sich überrascht, dass viele Banken ausgerechnet jetzt ihre Verkaufsempfehlungen überdenken. Sie spielen dabei einerseits auf die noch immer kaum abschätzbaren wirtschaftlichen Folgen der Covid19-Pandemie, andererseits aber auch auf die zuletzt wieder gestiegenen Aktienkurse an.