Am israelischen Aktienmarkt gibt es nach den US-Angriffen auf iranische Atomanlagen einen Höhenflug auf ein neues Rekordhoch. An der Börse in Tel Aviv notierten die wichtigsten Indizes jeweils rund 1,5 Prozent höher.

Bereits seit Beginn israelischer Angriffe auf Ziele im Iran am Freitag vor einer Woche waren die Kurse kontinuierlich gestiegen. Er ist auf dem Weg zum besten Quartalsgewinn seit 2009.

Der ägyptische Leitindex, der letzte Woche zu Beginn der israelischen Anschläge Verluste angeführt hatte, verzeichnete am Sonntag einen Zuwachs von 1,8 Prozent. Andere Märkte in der Region verzeichneten leichte Zugewinne. Der saudi-arabische Tadawul All Share Index stieg um 0,3 Prozent.

Der Boursa Kuwait Premier Market Index notierte 0,4 Prozent höher, während der MSX30 Index in Maskat um 0,5 Prozent zulegte. Der Leitindex für Katar stieg um 0,2 Prozent.

«Die Märkte konzentrieren sich darauf, ob sich der Krieg auf andere Länder ausweitet, und dafür gibt es bisher keine Anzeichen», sagte Hasnain Malik, Stratege bei Tellimer in Dubai. «Die wohlwollende Interpretation ist, dass die US-Intervention das Kriegsende beschleunigen wird. Das bleibt natürlich abzuwarten.»

In Israel machten Bankaktien den grössten Teil der Kursgewinne aus, während der Rüstungszulieferer Elbit Systems um mehr als 2 Prozent fiel. «Angesichts der sicherheitspolitischen Realität zeigt der Markt vorsichtigen Optimismus», sagte Yaniv Pagot, Vizepräsident für Handel an der Tel Aviv Stock Exchange, in einer Anmerkung. «Die Anstiege spiegeln eine Verbesserung der Risikoprämie des Staates Israel wider.»

Ungeachtet der ersten Reaktionen im Nahen Osten wappnen sich globale Investoren für Marktturbulenzen, die am Montag eine Flucht in sichere Anlagen auslösen könnten. Der Schritt von Präsident Donald Trump ohne die Zustimmung des Kongresses dürfte einige Händler auf dem falschen Fuss erwischt haben, nachdem er angedeutet hatte, er werde sich für die Entscheidung über solche Angriffe bis zu zwei Wochen Zeit lassen.

Ölpreis und Flucht in Sicherheit

Vermögensverwalter beobachten nun die Reaktion des Irans. Der Iran drohte mit «ewigen Konsequenzen» für die Angriffe und behalte sich alle Optionen zur Verteidigung seiner Souveränität vor.

Einem Medienbericht zufolge hat das iranische Parlament in einem ersten Schritt die Sperrung der Schifffahrtsstrasse von Hormus gebilligt. Ein solcher Schritt erfordere aber eine Zustimmung des Obersten Nationalen Sicherheitsrats, berichtet der iranische Sender Press TV. Die Strasse von Hormus auf dem Weg vom Persischen Golf in den Indischen Ozean ist einer der weltweit wichtigsten Schifffahrtswege. Ein Grossteil der Ölexporte mehrerer Länder wird über diesen Weg verschifft.

Ob der Iran amerikanische Stützpunkte in der Region oder das israelische Atomforschungszentrum nahe der Wüstenstadt Dimona angreift oder sein eigenes Atomprogramm ausweitet, bleibt abzuwarten.

Während Anleger in den letzten zwei Wochen wiederholt versuchten, einen Silberstreif am Horizont zu sehen - in der Erwartung, der Konflikt würde regional bleiben und die USA nicht involvieren - hat sich dieser Optimismus nun als Lüge erwiesen. Trump hat zudem weitere Angriffe nicht ausgeschlossen und droht mit noch grösserer Gewalt, falls der Iran Vergeltungsmaßnahmen ergreift. „

«Kurzfristig werden Märkte wie der Rohölmarkt davon abhängen, ob der Iran Vergeltungsmassnahmen ergreift und den Krieg so ausweitet, dass die Ölversorgung beeinträchtigt wird, oder ob er nachgibt und Zugeständnisse bei seinem Atomprogramm macht», sagte Malik von Tellimer. «Das grösste Risiko für die Region ist ein Zusammenbruch des iranischen Regimes und ein Abgleiten in einen Bürgerkrieg nach syrischem Vorbild. Eine Intervention der USA könnte die Wahrscheinlichkeit dafür erhöhen.»

(Bloomberg/Reuters)