Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen, welches sich der US-Präsident Donald Trump und sein demokratischer Widersacher Joe Biden im Wahlkampf liefern. Auch im Rennen um eine Mehrheit der Republikaner im Senat ist noch alles offen. Nachdem Trump die beiden die wichtigen Staaten Florida und Iowa für sich entscheiden konnte, werden ihm geringfügig bessere Chancen auf einen Sieg eingeräumt. Es bleibt aber eng.

Während andere europäische Aktienindizes ihre frühen Verluste eingrenzen, kann der Swiss Market Index (SMI) gar um 1,1 Prozent zulegen.  Zur Stunde notiert er um 110 Punkte höher bei rund 10'120 Zählern, wobei alleine die drei Schwergewichte gut 100 Punkte beitragen.

Es droht eine Beschränkung der Medikamentenpreise

Wichtig ist der Ausgang der US-Wahlen vor allem für die hiesigen Pharmakonzerne. Wie Julius Bär schreibt, müssten sich Roche und Novartis bei einem Sieg der Demokraten auf politische Vorstösse gegen ausufernde Medikamentenpreise einstellen.

Berechnungen der Credit Suisse zufolge sind die Preise für Markenmedikamente in den USA um durchschnittlich 50 Prozent höher als in Europa. Die Grossbank schliesst deshalb nicht aus, dass der Pharmaindustrie als Ganzes im Falle einer Reglementierung der Medikamentenpreise auf Dauer bis zu 30 Prozent der Gewinne wegbrechen könnten.

Die Strategen der Credit Suisse stuften den Pharmasektor deshalb schon in den ersten August-Tagen vorsorglich von "Benchmark" auf "Underweight" herunter. Wenige Wochen später vollzogen die Berufskollegen von Morgan Stanley denselben Schritt (cash berichtete).

Mittlerweile schlägt man bei der US-Investmentbank jedoch versöhnlichere Töne an. Ein Sieg der Demokraten sei weitestgehend eingepreist, so schreibt sie. Und tatsächlich sind die Aktien von Roche und Novartis zuletzt bereits deutlich im Kurs zurückgefallen. Da die Wahrscheinlichkeit eines Wahlsiegs der Republikaner steigt, ziehen die Kurse der beiden Schwergewichte kräftig an. Zur Stunde gewinnen sie fast 3 Prozent.

Noch unklar ist, auf was sich Grossbanken wie UBS oder Credit Suisse einstellen müssen. Beobachter schliessen nicht aus, dass die Branche unter Biden wieder strenger reguliert würde. Dazu müsste der Demokrat aber auch im Senat mehrheitsfähig sein. Insbesondere Julius Bär und Credit Suisse geraten unter die Räder und büsst zwischen 2 und 3 Prozent ein. Händler führen diese Verluste auf die wieder rückläufigen Dollar-Zinsen zurück.

LafargeHolcim, ABB und Co. profitieren sowieso

Für die Strategen von Julius Bär steht fest, dass die Demokraten ein mit bis zu 3000 Milliarden Dollar dotiertes Wirtschaftspaket schnüren könnten. Die Republikaner wollen ihrerseits mit der deutlich kleineren Kelle anrichten. Beide Pakete dürften auch umfassende Investitionen in die Infrastruktur vorsehen. Aus Schweizer Sicht zählen unter anderem Sika, ABB oder LafargeHolcim zu den möglichen Profiteuren, egal wer letztendlich Präsident wird. Wenig überraschend machen diese Aktien deshalb Boden gut.

Wie der Chief Investment Officer des Global Wealth Managements der UBS festhält, ist allerdings immer noch alles offen. Er rechnet an den Aktienmärkten mit grösseren Kurs- und Stimmungsschwankungen, bis der Gewinner feststeht.