An den Terminmärkten für so unterschiedliche Produkte wie Glas, Styrol und Maisstärke häufen sich die Anzeichen dafür, dass sich China nicht so schnell erholt, wie viele gehofft hatten, nachdem Peking Ende letzten Jahres die Beschränkungen zur Corona-Eindämmung aufgehoben hatte.

Glas

Auf China entfällt mehr als die Hälfte der weltweiten Flachglasproduktion, was auf das rasante Wachstum beim Hochhausbau und dem Fahrzeugabsatz in den letzten Jahrzehnten zurückzuführen ist. Wie in anderen Industriezweigen machen auch niedrige Gewinnspannen und Lieferengpässe den Herstellern seit Jahren zu schaffen. In den vergangenen Monaten kam es vor diesem Hintergrund zu Produktionseinschnitten.

An der Zhengzhou Commodity Exchange sind die Terminpreise für Glas im vergangenen Monat dennoch um fast 20 Prozent eingebrochen. Normalerweise zieht die Nachfrage in dieser Zeit des Jahres an. Druck auf den Markt bringt unter anderem der schwächelnde chinesische Immobilienmarkt und die schwächer als erwartet ausgefallene Fahrzeugproduktion im April.

LKW-LNG

Chinas enormer Erdgasbedarf wird auf dem Seeweg von weit entfernten Orten wie Katar und Australien herangeschafft beziehungsweise über Pipelines, die sich über ganz Asien erstrecken. Die letzten Kilometer zu den Verbrauchern indessen werden oft mit Lastwagen zurückgelegt, die Flüssiggas kreuz und quer durch Chinas Städte fahren. Das so gelieferte Gasvolumen ist ein Barometer für den unmittelbaren Bedarf von Industrieunternehmen wie zum Beispiel Glas- und Keramikfabriken.

Der Preis von per Truck geliefertem Flüssiggas ist auf den niedrigsten Stand seit fast zwei Jahren gefallen. Die Nachfrage ist so schwach, dass die Top-Reeder im Flüssigerdgas-Import anbieten, Lieferungen ins Ausland umzuleiten.

Styrol

Mit der Zahl der Eigenheimkäufer sinkt auch die Nachfrage nach Ausrüstungsgegenstände für neue Wohnungen. Dies ist der Hintergrund des Preisverfalls des Materials Styrolmonomer, das für die Herstellung von Kunststoffen und Gummi in Geräten wie Kühlschränken verwendet wird. Im Segment war China in den letzten zehn Jahren der wachstumsstärkste Markt der Welt. Die Kapazität hat über 40 Prozent des globalen Gesamtvolumens ereicht.

Vergangene Woche fielen die Styrol-Terminpreise am Markt Dalian auf den niedrigsten Stand seit Februar 2021. Die Verkäufe von Haushaltsgeräten sind im ersten Quartal um fast 5 Prozent gesunken, wie das National Appliance Information Center mitgeteilt hat. Druck brachte den Angaben zufolge das Wachstumsschwäche bei den persönlichen Einkommen und der Verkaufszyklus für Haushaltsgrossgeräte.

Maisstärke

Maisstärke kommt in in Erfrischungsgetränken und als Verdickungsmittel für Sossen ebenso zum Einsatz wie in der Papier- und Textilindustrie. China produziert fast 50 Millionen Tonnen pro Jahr.

Seit der Aufhebung der Null-Covid-Beschränkungen in China hat sich das Segment zwar stärker entwickelt als andere Wirtschaftsdaten. Im April enttäuschte der Bereich allerdings die Erwartungen der Volkswirte. Gegenwind kommt unter anderem von Chinas sinkender Bevölkerungszahl. Maisstärke ist eine wichtige Zutat für Babynahrung.

Zellstoff

Zellstoff-Futures befanden sich im Februar am Handelsplatz Schanghai im freien Fall angesichts der plötzlichen Produktionerholung im Segment nach dem chinesischen Neujahrsfest bei ebenfalls wieder anziehenden Importen. Die Erholung der chinesischen Nachfrage konnte mit dieser Dynamik im Rahmen der Wiedereröffnung Chinas nicht schritthalten.

China ist bei Zellstoff sowohl der grösste Produzent als auch der grösste Verbraucher. Der Grundstoff kommt bei der Herstellung von Verpackungen ebenso zum Einsatz wie beim Druck von Zeitungen und der Herstellung von Haushaltswaren. Der Markt ist dabei so riesig, dass ein Grossteil des Zellstoffs aus dem Ausland bezogen werden muss.

(Bloomberg)