"Go big or go home". Das sagte AMS-CEO Alexander Everke vor einem Jahr gegenüber cash selbstbewusst über seine Firma. Das Potenzial des Sensorenherstellers schien damals keine Grenzen zu kennen. Der CEO sprach von künftigen Wachstumsraten von gegen 60 Prozent pro Jahr. Die Aktie stieg bis März 2018 auf ein Rekordhoch von 120 Franken. 

Ein Jahr später präsentiert sich die Lage ganz anders: Vom Rekordhoch hat sich die Aktie um mehr als 80 Prozent entfernt. Am Dienstag bricht der Titel nach Präsentation der Jahreszahlen erneut um mehr als 13 Prozent auf 23 Franken ein. Grund für den Absturz: Sowohl Umsatz wie Ausblick enttäuschen durchs Band, die Dividende wird gestrichen, die Verschuldung stieg im Jahr 2018 um gut ein Drittel auf über 1,6 Milliarden Dollar an.

"Wir haben einen starken Nachfrageeinbruch im vierten Quartal verzeichnet und sehen, dass sich das nun im ersten Quartal weiterführt", sagt CEO Everke im Video-Interview mit cash. Everke begründet den Einbruch vor allem mit einer Schwäche der Kundennachfrage im Consumer-Geschäft. Grosse Hersteller hätten Mühe gehabt, ihre eigene Geschäftsentwicklung vorauszusehen.

Im Klartext meint Everke damit Apple. Es ist offenes Geheimnis, dass der US-Konzern der mit Abstand wichtigste Kunde von AMS ist. AMS produziert 3D-Sensoren für iPhones. Offiziell bestätigt wird das nicht, und es wird auch kein Umsatzanteil des "Hauptkunden" genannt. Fakt ist aber: Die neuste Generation von iPhones verkauft sich schlecht, vor allem in China.

Für Wachstum positioniert

Everke glaubt, dass die AMS-Aktie jüngst doch etwas zu stark unten durch musste: "Wir sind der festen Überzeugung, dass die aktuellen Aktienkurse nicht das Potenzial der Firma widerspiegeln". AMS sei gut positioniert für langfristiges und profitables Wachstum. Darüber fokussiere man sich derzeit auch auf eine Verbesserung der Bilanz und auf eine Schuldenrückzahlung. 

Zumindest im ersten Quartal 2019 zeichnet sich noch keine rasche Belebung des Geschäfts ab. Das Management rechnet mit einem Umsatz von 350 bis 390 Millionen Dollar. Die operative Marge (EBIT) soll im niedrigen einstelligen Prozentbereich liegen. Zum Vergleich: Im Vorjahr betrugen die Verkäufe 452,7 Millionen Dollar, die Marge war bei 17 Prozent - somit wären dann sowohl Umsatz als auch Marge rückläufig.

Auf längerfristige Prognosen verzichtet AMS fortan gänzlich, nur noch das laufende Quartal wird angeschaut. Damit folgt AMS anderen Halbleiterherstellern. "In diesem Marktumfeld ist dies das einzige richtige, das man tun kann", meint Everke.

Von Analystenseite bekommt AMS am Dienstag etwas Rückendeckung, nachdem das Unternehmen in den letzten Wochen von den Experten häufig mit Rückstufungen konfrontiert war. Sowohl die Zürcher Kantonalbank (ZKB) als auch die Bank Vontobel halten an ihren Kaufempfehlungen der Aktie fest. Positiv sei etwa, dass der operative Cashflow stark zugenommen habe.

Und Vontobel rechnet in den kommenden Quartalen mit ansteigenden Umsätzen. Auch Everke selbst zeigt sich weiter optimistisch: "Wir werden weiter 'big' gehen", sagt er zu cash.

Im Video-Interview äussert sich Alexander Everke auch zur ausgesetzten Dividende und über die Wachstumsaussichten ausserhalb der Smartphone-Industrie.

(Mit Material von AWP)