Der chinesische Amazon-Rivale Alibaba will sich in sechs eigenständige Unternehmen aufspalten. Jedes davon solle die Möglichkeit von Börsengängen oder anderen Formen der Kapitalbeschaffung ausloten, Alibaba selbst werde künftig als Holding agieren. "Die Absicht und der grundlegende Zweck dieser Reform besteht darin, unsere Organisation flexibler zu machen, die Entscheidungswege zu verkürzen und schneller zu reagieren", schrieb Konzern-Chef Daniel Zhang am Dienstag in einem Mitarbeiter-Rundschreiben, das die Nachrichtenagentur Reuters einsehen konnte.
Der Technologieriese bestehe künftig aus Cloud Intelligence Group, Taobao Tmall Commerce Group, Local Services Group, Cainiao Smart Logistics Group, Global Digital Commerce Group sowie Digital Media und Entertainment Group. Jede Firma erhalte eigene Vorstandschefs und Verwaltungsräte. Über allem schwebe als Holding die Alibaba Group, die von Zhang geleitet werde. Dieser werde auch Chef der Cloud Intelligence Group.
Zhang rief die Beschäftigten dazu auf, "zu einer unternehmerischen Denkweise" zurückzukehren. Außerdem kündigte er eine Ausdünnung der Verwaltung an, nannte aber keine Details über einen Stellenabbau.
An der Börse kamen die Pläne gut an. Die in den USA notierten Alibaba-Titel stiegen vorbörslich um mehr als sechs Prozent. "Dies bringt ein Element der Flexibilität und Anpassungsfähigkeit in ein Unternehmen, das derzeit eine Art Ungetüm ist", sagte Stuart Cole, Chef-Volkswirt des Brokerhauses Equiti Capital. Allerdings werde es sicher eine ganze Weile dauern, aus einer Firma sechs zu machen.
Er ist wieder da
Die Aufspaltungsankündigung kam einen Tag, nachdem Firmen-Mitgründer Jack Ma erstmals seit Jahren wieder in China gesichtet worden war. Das scheine kein Zufall zu sein, kommentierte Volkswirt Cole. "Für mich deutet das darauf hin, dass Alibaba diesen Plan schon seit einiger Zeit gehegt und auf eine günstige Gelegenheit gewartet hat."
Der prominente Milliardär Ma hatte 2020 die Regulierung in seinem Heimatland kritisiert. Diese Rede gilt als Auslöser für den verschärften staatlichen Druck auf die Privatwirtschaft, dem unter anderem der Börsengang von Ant Financial zum Opfer fiel. Der Finanzdienstleister betreibt den Bezahlservice Alipay und gehört zu Ailbaba. Nach diesem Rückschlag verschwand Ma mehrere Monate von der Bildfläche. Gleichzeitig büßte er seinen Status als reichster Chinese ein und musste die Kontrolle über Ant abgeben.
(Reuters)