"Nach den ersten fünf Monaten des Jahres sind wir sehr zufrieden mit dem Geschäftsverlauf", sagte Roger Herzog, Chef des drittgrössten börsennotierten Schweizer Immobilienkonzerns Allreal, in einem Interview mit AWP. Er könne die Aussage, die er bei der Vorlage des Jahresabschlusses im März gemacht habe, bisher bestätigen. "Wir erwarten 2022 ein noch höheres Resultat im operativen Bereich als im Vorjahr." Beide Geschäftsfelder, Immobilien und Generalunternehmung, seien trotz der verschiedenen Herausforderungen sehr gut unterwegs.
Höhere Dividende möglich
"Unser operatives Geschäft läuft nach wie vor sehr gut und bestätigt, dass die Ausschüttung an die Aktionäre mehr als gesichert ist", sagte Herzog. Das Modell von Allreal sehe vor, bis zu 100 Prozent des operativen Immobilienergebnisses an die Aktionäre auszuschütten. Mit jedem Portfolioausbau steige das Dividendenpotenzial, so Herzog.
Dank der Expansion in der Westschweiz erwartet Allreal 14 Millionen Franken mehr Mietertrag im laufenden Jahr. Allreal hatte im vergangenen Herbst Teile der Genfer Immosynergies Holding übernommen. "Das spricht für eine höhere Dividende." Am Schluss werde aber der Verwaltungsrat seinen Antrag zuhanden der Generalversammlung formulieren.
Leerstand bleibt tief
Der kumulierte Leerstand, der per Ende Jahr 2021 bei 1,6 Prozent lag, werde bis Ende 2022 voraussichtlich nicht steigen. "Man spricht nun plötzlich von Wohnungsmangel, nachdem in den letzten Jahren noch gesagt wurde, es werde zu viel produziert", sagte Herzog. Zudem zeichneten sich im Bürobereich bei Allreal bis Ende 2023 keine grösseren Vertragskündigungen ab. Der Büromarkt sei in einer sehr guten Verfassung. "Sie finden im Zentrum von Zürich keine grösseren zusammenhängenden Büroflächen mehr."
Er gehe davon aus, dass die Bewertungen im ersten Halbjahr geradeauslaufen. Höhere Diskontkapitalisierungszinssätze seien zwar negativ. Die externen Liegenschaftenschätzer dürften in ihren Annahmen die höheren Inflationserwartungen aber zum Teil miteinbeziehen. Dadurch stiegen auch die Zahlungsströme in den Modellen der Bewerter, weil sich die Inflation bei den Geschäftsmieten umschlage, erklärte Herzog. Allreal habe das Thema Bewertungen stets defensiv behandelt.
Preissteigerungen seien ein Thema, aber nicht das drängendste. Schlimmer seien Lieferengpässe. Diese seien vor allem im Hinblick auf Termine die grössere Herausforderung als die Kostenseite. Derzeit hätten ihre Drittgeschäft-Offerten nur mehr eine Gültigkeit von 2 bis 4 Wochen und nicht mehr wie früher von bis zu 3 Monaten.
Unzufrieden mit Aktienkurs
Mit der der aktuellen Kursentwicklung könne er nicht zufrieden sein, sagte Herzog weiter. Er wolle es aber auch nicht überbewerten, da Allreal operativ einen guten Job mache. "Wenn wir aber weiterhin solide arbeiten, ist es eine Frage der Zeit, bis Investoren wieder die Attraktivität unserer Ausschüttungspolitik erkennen."
(AWP)