Wir schreiben das Jahr 1973: Die kleine Schweiz erlebt gerade einen grossen Bankenboom, der Finanzplatz gewinnt international an Bedeutung. Nicht nur die Bilanzsummen der Banken sind gewaltig am Steigen, es werden auch massiv Mitarbeiter eingestellt.

Allein die drei grossen Finanzinstitute - Kreditanstalt, Bankverein und Bankgesellschaft - erhöhen innerhalb von 4 Jahren ihren Personalbestand um fast 11'000 Personen oder 64 Prozent. Und dies, obwohl die Banken eigentlich diverse personalsparende Massnahmen getroffen hatten: Banknoten werden neu maschinell gezählt - und die sogenannten "Laufmädchen", die bisher Aktien transportierten, werden durch Telelifte ersetzt. Auch Computer kommen zum Einsatz.

Doch die wachsenden Banken bereiten den Schweizerinnen und Schweizern auch sorgen: "Es ist eine Expansionsentwicklung in Gang gesetzt worden, die gefährlich ist", heisst es in einem Video des Schweizer Fernsehens (SRF) von damals (das Video finden Sie am Artikelende). Ein Experte berechnet, dass im Jahr 1973 von allen neuen Arbeitskräften mehr als ein Drittel ins Bankgewerbe abwandert. Das Ganze vertrage sich nicht mit einem ausgeglichenen Wachstum unserer Volkswirtschaft, lautet die Quintessenz im SRF-Video.

Banken sind nur noch ein Schatten ihrer selbst

Heute, 46 Jahre später, ist der Glanz der Banken verblasst: Vielmehr stehen in regelmässigen Abständen Stellenreduktionen und Umstrukturierungen auf dem Programm. Das vor der Finanzkrise 2007/08 gepushte Investmentbanking wurde stark zurückgefahren. Zudem gefährden neue Fintech-Firmen das Geschäftsmodell der traditionellen Finanzhäuser.

Inzwischen heisst die Kreditanstalt Credit Suisse und die beiden anderen grossen Banken von damals - Bankverein und Bankgesellschaft - haben sich zur UBS zusammengeschlossen. Noch in den 1990er und 2000er Jahren verfolgten beide eine aggressive Expansionsstrategie, die aber mit dem Ausbrechen der Finanzkrise und der staatlichen Rettung der UBS ein jähes Ende fand.

Und für langjährige Aktionäre der Grossbanken ist die Kursentwicklung ein einziges Desaster: Die Credit-Suisse-Aktie erreichte 2007 ein Rekordhoch bei 86 Franken, heute liegt der Kurs bei 11 Franken. Der UBS-Titel war auf dem Höchststand fast 75 Franken wert, jetzt sind es noch 10,50 Franken.

Rückblickend waren die Warnungen im Jahr 1973 vor der aggressiven Banken-Expansion in einem gewissen Sinne also gerechtfertigt.

Hier das Video von 1973 aus dem SRF-Archiv: