Alexander Everke tritt nach sieben Jahren als Geschäftsführer des Unternehmens von seinem Posten zurück, wie Ams Osram am Montagabend mitteilte. Ein Nachfolger für Everke ist bereits gefunden. Es ist Aldo Kamper, der vom deutschen Automobilzulieferer Leoni zu Ams Osram zurückkehrt.

Kamper ist der Mitteilung zufolge seit 2018 bei Leoni als CEO beschäftigt, bekleidete zuvor aber während 15 Jahren verschiedene Führungspositionen bei Osram, zuletzt als Leiter der Geschäftseinheit Opto Semiconductors. Als neuer CEO werde er die strategische Ausrichtung des Unternehmens fortführen und weiterentwickeln, heisst es. 

Kampers Vorgänger und Noch-CEO Everke trat 2015 in die Geschäftsleitung der damaligen Ams ein und war dort seit 2016 auch als CEO tätig, später dann beim fusionierten Betrieb. Er hatte den Sensor- und Licht-Spezialisten aus der Nähe von Graz mit der heiss umkämpften Übernahme von Osram deutlich ausgebaut, konnte die Talfahrt des Aktienkurses seither aber nur mit Mühe stoppen.

Kamper solle die Strategie weiterentwickeln, erklärte AMS-Osram-Aufsichtsratschefin Margarete Haase. "Seine technologische Kompetenz und Erfahrung als Manager bilden eine hervorragende Grundlage, um die Chancen aus der Kombination von Sensorik und LED-Technologie auszuschöpfen." Die MicroLED-Technik, auf die AMS setzt, habe Kamper schon in seiner Zeit bei Osram frühzeitig gefördert. Ein Weggefährte Kampers bei Osram, Ingo Bank, hat im Herbst seinen Rückzug als Finanzvorstand von AMS Osram für Ende April angekündigt.

Für ihn sei das der Zeitpunkt, um die Führung in neue Hände zu geben und sich anderen Herausforderungen zuzuwenden, wird Everke in der Mitteilung zitiert. Eigentlich war sein Vertrag im Frühling 2021 noch um weitere drei Jahre verlängert worden. Warum er nun also früher als geplant aus dem Unternehmen aussteigt, wird in der Mitteilung nicht erklärt.

Everke verzehnfachte  den Umsatz von AMS

Der ehemalige Siemens- und Infineon-Manager Everke hatte die mehr als vier Milliarden Euro schwere Übernahme der deutlich grösseren Osram gegen heftigen Widerstand des Managements durchgesetzt. Zahlreiche Randgeschäfte von Osram wurden seither verkauft.

In seiner Amtszeit verzehnfachte Everke den Umsatz von AMS, doch die Zweifel der Analysten am künftigen Erfolg konnte er nie ausräumen. Inzwischen ist das fusionierte Unternehmen an der Börse nur noch 2,3 Milliarden Euro wert. AMS Osram gilt als sehr abhängig von seinem wohl wichtigsten Kunden Apple.

Um eine reibungslose Übergabe sicherzustellen werde er dem Unternehmen allerdings noch bis Ende 2023 beratend zur Seite stehen, heisst es weiter. Details zum Übergangs, der voraussichtlich im Laufe des Frühjahrs vollzogen werde, würden derzeit noch geklärt, so die Mitteilung.

Kamper führte Leoni seit fünfeinhalb Jahren. Er hatte bald nach Amtsantritt begonnen, den Hersteller von Kabelbäumen und Drähten für Auto und Industrie mit damals rund 90'000 Mitarbeitern grundlegend umzubauen, weil das Wachstum aus dem Ruder gelaufen war.

Bei der mühseligen Sanierung erlitt Leoni zuletzt aber einen erneuten Rückschlag, als der Käufer für das Kabelgeschäft, die thailändische Stark Corp, überraschend absprang. Der Verkaufserlös war ein wichtiger Baustein für das Sanierungskonzept. Nun kümmert sich wieder der Krisenmanager Hans-Joachim Ziems als Vorstand darum, die Finanzierung des Konzerns zu sichern. Ein Nachfolger für Kamper wird gesucht.

 

(AWP/Reuters)