Die befragten Ökonomen dazu in Reaktionen:

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank:

"Die Fed rudert deutlich zurück. Das klingt doch sehr stark nach: Das war´s. Der Leitzins geht zwar um 25 Basispunkte nach oben, gleichzeitig verweist die Fed aber auf eine mögliche restriktivere Kreditvergabe aufgrund der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor. Die Formulierung hinsichtlich weiterer Zinsanhebungen wurden weichgespült. Es heisst nun, dass eine zusätzliche Straffung der Geldpolitik angebracht sein könnte. Ein klares Bekenntnis zu weiteren Zinsanhebungen lässt sich daraus nicht ableiten, zu viele Konjunktive tauchen im Pressetext auf.

Die Fed ist mit der heutigen Zinserhöhung im aktuellen Zyklus am Ende angelangt. Dies hätte aus unserer Sicht auch ganz unabhängig von den aktuellen Turbulenzen im Bankensektor gegolten. Die Inflationsraten werden in den kommenden Monaten weiter deutlich fallen."

Elmar Völker, LBBW:

"Die heute beschlossene neunte Zinsanhebung in Folge dürfte der Fed angesichts der jüngsten Bankenturbulenzen schwerer von der Hand gegangen sein als die vorangegangenen Zinserhöhungen. Noch überwiegt der Kampf gegen die viel zu hohe Inflation in der Abwägung gegenüber den gestiegenen Finanzstabilitätsrisiken. Der vorsichtigere Zinsausblick zeigt jedoch, dass eine Pause bei der geldpolitischen Straffung näher gerückt ist, weil die Bankenturbulenzen die konjunkturellen Risiken erhöhen. Aus heutiger Sicht ist auf der Mai-Sitzung ein weiterer 25-Basispunkte-Schritt realistisch, sofern sich die Finanzmarktturbulenzen nachhaltig beruhigen. Danach nimmt die Unsicherheit über den weiteren Verlauf deutlich zu: Bei unserer Prognose, wonach der Leitzinsgipfel bei 5,50 Prozent erreicht wird, dominieren nunmehr die Abwärtsrisiken. An ihrer Absage an Zinssenkungen noch im laufenden Jahr dürfte die US-Notenbank angesichts des Inflationsausblicks allerdings auf absehbare Zeit festhalten."

Michael Heiste, Chefökonom HQ Trust:

"Mit dem zu erwartenden Zinsschritt von 25 Basispunkten zeigt die Fed ein gewisses Mass an Gelassenheit gegenüber den Finanzmarkturbulenzen seit der Pleite der Silicon Valley Bank. Ähnlich wie die EZB setzt die Fed auf eine Trennung von liquiditätspolitischen Massnahmen zur Stabilisierung des Bankensystems und zinspolitischen Massnahmen zu Bekämpfung der Inflation.

Die Entscheidungssituation war ungewöhnlich schwierig für die US-Notenbank: auf der einen Seite eine hartnäckig hohe Kerninflation und teilweise überraschend positive Daten von der Konjunktur und dem Arbeitsmarkt. Auf der anderen Seite aber deutlich fallende Energie- und Erzeugerpreise, sich verschlechternde Finanzierungbedingungen und eine von den Finanzmärkten als sehr hoch eingeschätzte Rezessionswahrscheinlichkeit in den nächsten Quartalen.

In Anbetracht der enormen Unsicherheit über die Konjunktur, die Inflation und die Finanzmarktentwicklung war es folgerichtig, dass die Fed keine Ankündigung über die nächsten Schritte der Zinspolitik gemacht hat. Entscheidungen werden anhand des Dateneingangs von Sitzung zu Sitzung getroffen."

Bastian Hepperle, Hauck Aufhäuser Lampe:

"In Zeiten wie diesen bleibt die US-Notenbank pragmatisch. Mit dem kleinen Zinsschritt setzt die Fed ihren Inflationskampf fort. Sie hält aber weiter ein Auge auf die Finanzmarktstabilität. Beim Zinsausblick bleibt sie vage und datenabhängig. Weitere Zinserhöhungen sind wohl angebracht. Jedoch müssen die Auswirkungen der strafferen Finanzierungsbedingungen auf die Wirtschaft abgewartet werden."

(Reuters)