Ein börsenkotiertes Unternehmen kann auch ungewollt in die Schlagzeilen geraten. Diese Erfahrung musste in den letzten Wochen hierzulande insbesondere die Zurich Insurance Group machen. Der Versicherer aus Zürich rückte in den Mittelpunkt teils abenteuerlich anmutender Spekulationen.

Erst wurde dem Unternehmen ein Interesse an Generali nachgesagt. Schliesslich sei Konzernchef Mario Greco zuvor ja in derselben Funktion für den italienischen Rivalen tätig gewesen, so hiess es an der Börse. Dann musste das finanzkräftige Unternehmen in New York gerüchteweise als Käufer für den US-Finanzdienstleister Hartford Financial herhalten. Mit der traktandierten bedingten Kapitalerhöhung im Vorfeld der ordentlichen Generalversammlung heizte die Zurich selber die Spekulationen weiter an.

Gleich zwei Analysten sehen günstige Einstiegsmöglichkeiten

Mittlerweile hat sich die Situation wieder etwas beruhigt. Nach dem Dividendenabgang von Anfang April konnte sich die Zurich-Aktie in der Kursregion von 265 Franken fangen und sogar wieder etwas Terrain gutmachen. Dennoch errechnet sich seit Ende Dezember noch immer ein Minus von knapp 5 Prozent. Zum Vergleich: Der Swiss Performance Index (SPI) gewann in derselben Zeitspanne rund 8,5 Prozent.

Die Schere der Zurich-Aktie (rot) zum SPI (grün) schliesst sich langsam wieder (Quelle: www.cash.ch)

Auffällig ist, dass sich auch die Analysten vermehrt wieder für die um die Ausschüttung "leichter" gewordene Aktie interessieren. Es sind zwar noch immer neun Verkaufsempfehlungen für die Versicherungsgruppe ausstehend. Das ist soviel wie bei kaum einer anderen Schweizer Aktie. Allerdings sprachen sich zuletzt gleich zwei tonangebende Banken für die Aktie aus.

Goldman Sachs nahm in einer Studie zum europäischen Versicherungssektor die Wiederabdeckung mit einer Kaufempfehlung auf und setzte die Aktie gar mit einem 12-Monats-Kursziel von 320 Franken auf die vielbeachtete "Conviction Buy List". Die Studienverfasser erhoffen sich weitere Restrukturierungsfortschritte und in Kombination mit der starken Bilanz eine wachsende Ausschüttung.

Hohe Dividende ist zweischneidiges Schwert

In dieselbe Kerbe schlägt sein Berufskollege von der Berenberg Bank. Er hält die Angst vor einer milliardenschweren Übernahme für übertrieben und rechnet bestenfalls mit kleineren und ergänzenden Firmenkäufen. In der zuletzt unterdurchschnittlichen Kursentwicklung sieht der Analyst nicht zuletzt aufgrund der starken Bilanz und der attraktiv hohen Dividendenrendite eine günstige Einstiegsmöglichkeit. Er rät deshalb neuerdings zum Kauf der Aktie. Das Kursziel lautet wie bis anhin 288 Franken.

Mit einer rechnerischen Rendite von 6,4 Prozent zählt die Versicherungsgruppe denn auch zu den grosszügigsten Publikumsgesellschaften der Schweiz. Die in den letzten Jahren ausgeschütteten 17 Franken je Titel gelten von offizieller Seite her als eine Art Untergrenze.

Doch das mit der Dividende ist allerdings so eine Sache. Schon heute werden drei Viertel des Jahresgewinns an die Aktionäre ausgeschüttet. Mit anderen Worten: Nur wenn die Versicherungsgruppe den Jahresgewinn steigern kann, gibt es für die Anleger Hoffnung auf eine noch grosszügigere Dividende.

Zumindest die für Goldman Sachs und die Berenberg Bank tätigen Analysten sind sich einig, dass die Zurich die Früchte der in den vergangenen 12 Monaten eingeleiteten Kostensenkungsmassnahmen erst noch ernten wird. Erste Fortschritte konnten unter Konzernchef Mario Greco bereits erzielt werden, weitere dürften folgen.