Das hatten sich Novartis-Chef Vas Narasimhan und seine Kollegen aus der Geschäftsleitung vermutlich anders vorgestellt, als sie gestern Dienstag zum Investorentag nach London luden: Trotz Charme-Offensive und einer leichten Erhöhung der Mittelfristziele geriet die Aktie im Laufe des Nachmittags unter Verkaufsdruck.

Heute Mittwoch kann die Aktie mit einem Plus von 0,6 Prozent auf 85,80 Franken zu einer Gegenbewegung ansetzen. Ein Bericht der Nachrichtenagentur Reuters, wonach die US-Arzneimittelbehörde FDA Gen-Therapien wie Kymriah von Novartis etwas genauer unter die Lupe nimmt, sorgte nur frühmorgens für etwas Unruhe. Angeblich wird diese Wirkstoffklasse in Verbindung mit Krankenhausaufenthalten und sogar Todesfällen gebracht, wie Reuters schreibt.

In hiesigen Börsenkreisen ist in diesem Zusammenhang von einem "Sturm im Wasserglas" die Rede. Das mag auch damit zu tun haben, dass Novartis sich gegenüber Reuters ganz klar hinter die Gen-Therapie Kymriah stellt.

Verkaufsempfehlung hat sich nicht bezahlt gemacht

Wie die Pharmaanalystin der britischen Barclays den Bericht einschätzt, ist nicht bekannt. Noch hat sie sich nicht zum Thema geäussert. Die rund um den Investorentag gemachten Aussagen lobt die Analystin allerdings, genauso wie die neuerdings etwas höheren Mittelfristziele der Basler.

Rückblickend räumt sie ein, mit ihrem "Underweight" lautenden Anlageurteil für die Novartis-Aktie im bisherigen Jahresverlauf danebengelegen zu haben. Die Barclays-Analystin spielt mit dieser Aussage einerseits auf die im Branchenvergleich ziemlich solide Kursentwicklung seit Januar, andererseits aber auch auf die solide und besser als erwartet ausgefallene Geschäftsentwicklung in den ersten neun Monaten dieses Jahres an. Ausserdem könnten sich die beiden Medikamente Pluvicto (Cholesterin) und Kisqali (Brustkrebs) künftig besser als gedacht verkaufen.

Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 13,5 auf den nächstjährigen Konsensschätzungen sieht sie auf kurze Sicht jedoch kaum Spielraum für höhere Kurse. Das Anlageurteil bleibt deshalb bei "Underweight" mit einem Kursziel von 85 Franken.

Mit ihrer Verkaufsempfehlung steht die Barclays-Analystin ziemlich alleine da. Wie Erhebungen von AWP zeigen, wird die Novartis-Aktie von einer Mehrheit ihrer Berufskollegen bei anderen Banken sogar zum Kauf angepriesen. Mit einem Plus von knapp 8 Prozent seit Jahresbeginn schneidet die Aktie denn auch deutlich besser ab als der Genussschein von Platzrivale Roche (-19 Prozent) und viele andere europäische Pharmawerte.