Strategen gehen davon aus, dass die Anleger - nach der rasanten Dax-Rally der vergangenen Monate - zum Jahresstart erst einmal auf die Bremse treten. Die Zinssenkungserwartungen der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) seien für das kommende Jahr in den letzten Wochen vermutlich etwas über das Ziel hinausgeschossen, wodurch sich ein gewisses Enttäuschungspotenzial aufbaue, prognostizieren die Analysten der Helaba. «Somit ist an den Aktienmärkten durchaus mit zwischenzeitlichen Kursrücksetzern zu rechnen.» Luft nach oben habe der Dax aber auch weiterhin, meinen die Experten.

Bislang hat der Dax 2023 gut 20 Prozent zugelegt. Mitte Dezember übersprang er erstmals in seiner 35-jährigen Geschichte kurzzeitig die 17'000er Marke. Am Freitag, den letzten Handelstag vor Weihnachten, schloss er bei rund 16'700 Zählern.

Wann erfolgt die erste Zinssenkung?

Entscheidend für die Entwicklung der Aktienmärkte im neuen Jahr dürfte sein, wie schnell die grossen Notenbanken die hohen Erwartungen erfüllen und ihre Geldpolitik nach dem jüngsten Zinserhöhungsmarathon wieder lockern. Felix Herrmann, Chefvolkswirt und Portfoliomanager bei Aramea Asset Management, geht davon aus, dass die erste Zinssenkung der US-Notenbank im zweiten Quartal 2024 und die der Europäischen Zentralbank im dritten Quartal erfolgen wird. «Die dann beginnenden Leitzinssenkungszyklen könnten zumindest bis zu den jeweils neutralen Leitzinsniveaus recht aggressiv ausfallen», sagt Herrmann.

Aktuell hält die Euro-Notenbank den am Finanzmarkt massgeblichen Einlagensatz, den Finanzinstitute erhalten, wenn sie bei der Notenbank überschüssigen Gelder parken, bei 4,00 Prozent. In den USA liegt der geldpolitische Schlüsselsatz in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent.

US-Arbeitsmarktbericht im Fokus

Abhängig machen die Notenbanken ihr Vorgehen von den Inflations- und Konjunkturdaten. Zwischen den Jahren bleibt der Terminkalender allerdings erst einmal relativ leer. In der ersten Januarwoche richtet sich der Fokus auf den US-Arbeitsmarktbericht und die Inflationszahlen für den Euroraum im Dezember (beides Freitag). Die Analysten der Commerzbank gehen davon, dass der Stellenzuwachs in den USA weiter abnehmen und Zinssenkungen der Fed ab dem Frühjahr nichts mehr im Weg stehen dürfte. Mit Blick auf die Inflationsrate im Euro-Raum rechnen die Experten damit, dass diese im Dezember nach dem zuletzt überraschend starken Rückgang wieder auf drei Prozent nach oben springen könnte.

Einen Tag vorher, am Donnerstag, stehen die endgültigen Einkaufsmanagerindizes für den Dienstleistungssektor in der Euro-Zone im Dezember auf der Agenda. Die für das verarbeitende Gewerbe werden bereits am 2. Januar veröffentlicht. Zuletzt war die Wirtschaft im Euro-Raum vor der Jahreswende schneller als erwartet talwärts gerauscht und hatte damit Rezessionssorgen genährt.

(Reuters)