Im August kamen zwar 187'000 neue Jobs ausserhalb der Landwirtschaft hinzu und damit 17'000 mehr als erwartet. Allerdings wurden die am Freitag von der Regierung vorgelegten Zahlen für den Jobaufbau im Juli und Juni massiv nach unten revidiert - um insgesamt 110'000. Überdies stieg die Arbeitslosenquote im August überraschend auf 3,8 von 3,5 Prozent im Juli, auch weil mehr Arbeitskräfte auf den Markt drängten.

«Die kräftigen Zinserhöhungen der US-Notenbank zeigen Wirkung. Die Daten stützen unsere Prognose, dass die Fed die Zinsen nicht weiter anhebt», sagte Commerzbank-Experte Christoph Balz. Aus einer ersten Reaktion aus der Führungsetage der Fed war jedoch noch keine klares Signal herauszulesen: «Auf dem Arbeitsmarkt wurden einige Fortschritte gemacht, um Nachfrage und Angebot in ein besseres Gleichgewicht zu bringen, doch ist der Jobmarkt immer noch stark», sagte die Chefin des Fed-Bezirks Cleveland, Loretta Mester. Zudem sei die Inflation noch zu hoch, auch wenn sie Fortschritte beim Abbau des Preisdrucks ausmache.

Nach der Veröffentlichung der frischen Jobdaten zeigten sich die Anleger am Aktienmarkt vorsichtig optimistisch. Der Dax notierte am Nachmittag stabil bei 15.950 Zählern. Der EuroStoxx40 lag ein halbes Prozent fester bei 4316 Punkten. Auch die wichtigsten US-Indizes eröffneten im Plus. «Wenn man sich diese Zahlen anschaut, geben sie immer noch Anlass zur Hoffnung, dass die Fed die Zinsen bei der September-Sitzung unverändert lässt», sagte Art Hogan, Stratege des Vermögensverwalters B. Riley.

An den Terminmärkten wird nunmehr praktisch nicht mehr mit einer Zinserhöhung am 20. September gerechnet, für November wird die Wahrscheinlichkeit dafür auf nur noch 35 Prozent taxiert.

Kampf gegen eine Überhitzung des Arbeitsmarktes zeigt langsam Erfolge

Die US-Notenbank Federal Reserve hat die Zinsen seit Anfang 2022 von nahe null auf eine Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent erhöht, um die starke Inflation zu dämpfen und den heiss gelaufenen Arbeitsmarkt abzukühlen. Ob sie am 20. September nachlegt oder nicht, will sie von der Datenlage abhängig machen, wie auch Mester nun bekräftigte.

Die Zentralbank blickt dabei besonders auf die Inflations- und die Arbeitsmarktzahlen. Mit Blick auf den Inflationsdruck beobachtet sie auch das Lohnwachstum genau. Die durchschnittlichen Stundenlöhne legten im August um 4,3 Prozent zum Vorjahr zu. Von Reuters befragte Experten hatten ein Plus von 4,4 Prozent auf dem Zettel.

«Der Anstieg der Löhne gegenüber dem Vorjahr von 4,3 Prozent ist zwar noch nicht mit dem zwei Prozent Inflationsziel der Fed vereinbar. Klar ist jedoch, dass die Lohnentwicklung mit einer Verzögerung auf die Abkühlung des Arbeitsmarkts reagieren wird», so HQ Trust-Chefökonom Michael Heise.

Die Daten dürften die Fed in ihrer Sicht bestärken, dass ihr Kampf gegen eine Überhitzung des Arbeitsmarktes langsam Erfolge zeigt, so das Fazit von Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Beim Inflationsrückgang gehe es jedoch nur langsam voran, auch weil steigende Dienstleistungspreise bremsten: «Die Fed kann deshalb nur auf die Zinspause-Taste, nicht aber die Zinsstopp-Taste drücken.»

(Reuters)