Die argentinische Währungsbehörde dürfte heute ihren Leitzins um 600 Basispunkte auf 97 Prozent anheben und gleichzeitig die Interventionen am Devisenmarkt verstärken, sagten mit den Plänen vertraute Beamte und baten darum, nicht namentlich genannt zu werden, bevor Wirtschaftsminister Sergio Massa die Massnahmen offiziell bekannt gibt.

Die politischen Entscheidungsträger kämpfen darum, einen Ausverkauf des Peso einzudämmen, der in Parallelmärkten in diesem Jahr bisher 35 Prozent seines Wertes gegenüber dem Dollar verloren hat. Die Regierung setzt auf mehr internationale Unterstützung für ihre schwindenden Währungsreserven, indem sie die Geschäfte mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF), China und Brasilien über die BRICS-Gruppe - zu der auch Russland, Indien und Südafrika gehören - beschleunigt. Der IWF reagierte nicht sofort auf eine Bitte um Stellungnahme.

Die Inflation in Argentinien stieg im April aufgrund des Peso-Ausverkaufs auf 109 Prozent. Es wird erwartet, dass die Inflation und eine Rekorddürre Argentinien dieses Jahr vor der Präsidentschaftswahl im Oktober in eine tiefe Rezession stürzen werden. Das Rennen um die Präsidentschaft scheint völlig offen zu sein, da die führenden Politiker der beiden Schlüsselkoalitionen erklärt haben, nicht antreten zu wollen. Die Krise gibt dem Wahlkampf des Aussenseiterkandidaten Javier Milei Auftrieb, der vorschlägt, den Peso durch den US-Dollar als argentinische Landeswährung zu ersetzen. Damit will Milei die Inflation eindämmen.

Negative Währungsreserven

Der IWF hat Argentinien zu einer Erhöhung der Zinssätze aufgefordert. Ebenso riet der Währungsfonds, keine weiteres Geld für den Ankauf von Dollar auszugeben, um auf den Devisenmärkten zu intervenieren. Gemäss Schätzungen einiger privater Analysten sollten sich die Nettobarmittel der Zentralbank etwas erholen. Die Reserven liegen derzeit im Minus. 

Die Massnahmen erfolgen nach der Veröffentlichung der Inflationsdaten für April am Freitagnachmittag. Demnach stiegen die Verbraucherpreise um 108,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum und damit deutlich stärker als erwartet. Der Anstieg ist der stärkste seit 1991. Die Währungsbehörde erhöhte die Zinsen letztmals Ende April 2023 um 10 Prozentpunkte auf 91 Prozent.

(Bloomberg)