Inmitten der Zoll-Drohungen von US-Präsident Donald Trump kündigt der schwedisch-britische Pharmakonzern AstraZeneca Investitionen von 50 Milliarden Dollar in den USA an. Das Geld solle bis zum Jahr 2030 unter anderem in den Ausbau von Produktions- und Forschungskapazitäten gesteckt werden, teilte Firmenchef Pascal Soriot am Montag in Washington mit. Damit könnten zehntausende neue Arbeitsplätze geschaffen werden, so der Konzern. AstraZeneca hat derzeit rund 18.000 Mitarbeiter in den USA und weltweit etwa 90.000.

AstraZeneca reiht sich mit der Ankündigung ein in die Riege anderer grosser Pharmafirmen wie Roche, Eli Lilly, Johnson & Johnson, Novartis und Sanofi, die zuvor schon Grossinvestitionen in Aussicht gestellt hatten.

Trump hat Pharmafirmen aufgefordert, mehr der in den USA verkauften Medikamente im Land selbst herzustellen, anstatt Wirkstoffe oder Fertigarzneimittel zu importieren. Das US-Handelsministerium führt derzeit eine Untersuchung in dem Bereich durch, die den Weg für neue Zölle ebnen könnte. Trump hat wiederholt mit Zöllen für die Branche gedroht, aber auch gesagt, die Unternehmen hätten bis zu 18 Monate Zeit, um sich umzuentscheiden. Bei der Ankündigung von AstraZeneca am Montag war auch der Gouverneur des Bundesstaates Virginia, Glenn Youngkin, anwesend. Er ist ein erklärter Verbündeter Trumps.

Der US-Pharma-Markt gilt mit einem Volumen von 635 Milliarden Dollar als der weltgrösste. AstraZeneca teilte mit, die Expansion unterstütze das Ziel, bis 2030 einen Jahresumsatz von 80 Milliarden Dollar zu erwirtschaften. Die Hälfte davon solle dann aus den USA kommen. 2024 standen die USA für rund 40 Prozent des Umsatzes des Konzerns. Das Unternehmen hatte dem US-Markt schon vor Trumps Rückkehr ins Amt Vorrang eingeräumt und erklärte am Montag, Zeitpunkt und Ort der Ankündigung hingen mit dem politischen Umfeld in den USA zusammen. Allerdings wäre ein Teil der Ausgaben auch unabhängig davon getätigt worden, damit die Infrastruktur für künftige Medikamente vorhanden sei, hiess es. Die Summe vom Montag komme zu den 3,5 Milliarden Dollar hinzu, die AstraZeneca schon Ende 2024 angekündigt habe.

AstraZeneca hat sich wiederholt kritisch zum Klima für Investitionen in Grossbritannien geäussert. Im Januar hatte der Konzern Pläne für Ausgaben von umgerechnet 520 Millionen Euro in seine Impfstoffproduktion in Nordengland mit der Begründung aufgegeben, die staatliche Unterstützung sei gekürzt worden. Jüngst hatte die britische Zeitung «Times» berichtet, AstraZeneca erwäge, seine Börsennotierung von London in die USA zu verlegen. Der Konzern ist mit einer Bewertung von rund 183 Milliarden Euro das wertvollste Unternehmen der Londoner Börse. 

(Reuters)