Auf dem Höhepunkt der Herkulesaufgabe der Credit-Suisse-Integration hat die Schweizer Grossbank UBS den höchsten Quartalsgewinn seit mehr als zwei Jahren eingefahren. 

Getrieben von einem boomenden Investmentbanking und dem regen Handel der vermögenden Privatkunden kletterte der Nettogewinn von Juli bis September im Vergleich zur Vorjahresperiode um 74 Prozent auf 2,48 Milliarden Dollar, wie der grösste globale Vermögensverwalter für Millionäre und Milliardäre am Mittwoch mitteilte.

Damit übertraf die UBS die Analystenschätzungen deutlich. Überschattet wurden die Quartalszahlen von anhaltenden Unsicherheiten rund um die drohenden deutlich strengeren Kapitalvorgaben und Sorgen um eine mögliche Entschädigung für Anleiheninhaber.

«Unabhängig davon, wie man unsere Ergebnisse für das dritte Quartal misst; wir erzielten starke Renditen, getragen von der hohen Dynamik in unserem Kerngeschäft und der konsequenten Umsetzung unserer strategischen Prioritäten», erklärte Konzernchef Sergio Ermotti. Zum Ausblick erklärte die Bank, die Transaktionstätigkeiten und die Pipeline an Deals blieben solide. Die Stimmung könne aber rasch drehen, zudem verwies die Bank auf makroökonomische Unsicherheiten. Die UBS sei indes zuversichtlich, die Finanzziele für 2026 zu erreichen.

Im dritten Quartal steigerte die Bank die Erträge, während die Kosten sanken. Das nach der Übernahme der Credit Suisse für Ende 2025 ausgerufene Zwischenziel für Einsparungen von zehn Milliarden Dollar erreichte der Konzern ein Quartal früher als geplant. Die Auflösung von Rückstellungen für Rechtsfälle, die günstiger als erwartet ausfielen, steuerte 668 Millionen Dollar zum Überschuss bei.

Im Kerngeschäft mit Reichen und Superreichen verdiente die Bank deutlich mehr, zudem sammelte sie bei diesen Kunden 38 Milliarden Dollar an frischen Mitteln ein. Vor allem vermögende Asiaten trugen neues Geld zur UBS. Im Amerika-Geschäft, dem wichtigsten Wachstumsmarkt des Konzerns, flossen unter dem Strich dagegen neun Milliarden Dollar ab. Die UBS erklärte dies mit Abgängen von wenig produktiven Finanzberatern. «Wir arbeiten sehr hart daran, sicherzustellen, dass die Abflüsse abnehmen», erklärte Finanzchef Todd Tuckner.

Die Investmentbank fuhr einen rekordhohen Quartalsertrag ein, sowohl im Handel als auch in der Beratung bei Firmenübernahmen, Börsengängen und Anleihenplatzierungen florierte das Geschäft. Dies zeigte sich auch bei den Quartalsabschlüssen von anderen Branchenvertretern. Milliardengeschäfte im Investmentbanking verhalfen den US-Grossbanken zu Gewinnsprüngen, die Deutsche Bank fuhr ebenfalls Rekordergebnisse ein.

«Wir werden 2026 einen Aktienrückkauf durchführen»

Bei der Integration der 2023 übernommenen Credit Suisse vollzog die UBS im Berichtsquartal den komplexesten Schritt, die Überführung der Konten im kundenstärksten Markt Schweiz. Bis Ende Oktober wurden über 700.000 Kundenkonten überführt und damit mehr als zwei Drittel des Gesamtbestandes.

Doch obwohl die UBS die Zusammenführung von zwei global systemrelevanten Banken bisher weitgehend pannenfrei gemeistert hat, werfen die Folgen der Notübernahme einen Schatten auf die UBS. Denn um eine mögliche Schieflage der UBS in Zukunft zu verhindern, will die Schweizer Regierung dem Institut zusätzliches Eigenkapital von 24 Milliarden Dollar aufbürden. Die UBS wehrt sich gegen die Vorschläge, weil sie Nachteile gegenüber den internationalen Rivalen befürchtet und die üppigen Ausschüttungen an die Aktionäre gefährdet sein könnten.

An den kurzfristigen Plänen für Aktienrückkäufe rüttelt das Geldhaus indes nicht. Bis zum Jahresende will die UBS weiterhin eigene Titel im Wert von bis zu drei Milliarden Dollar zurückkaufen, zudem soll die Dividende gesteigert werden. Angaben zu den im kommenden Jahr geplanten Kapitalrückführungen will der Konzern mit den Jahreszahlen 2025 vorlegen. «Wir werden 2026 einen Aktienrückkauf durchführen», erklärte Ermotti. Der Umfang hänge vom Fortschritt der Integration und der weiteren Entwicklung des politischen Prozesses zur Festlegung der Kapitalanforderungen ab.

Neben den Auswirkungen der Kapitalanforderungen auf die Ausschüttungen und das zukünftige Geschäftsmodell der UBS sorgen sich die Anleger noch um einen weiteren Punkt: Im Rechtsstreit um die umstrittene Abschreibung von Anleihen der Credit Suisse geht nach der Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma auch die UBS gegen das Urteil des Schweizer Bundesverwaltungsgerichts in Berufung. Mitte Oktober hatte das Gericht entschieden, dass die Abschreibung von sogenannten AT1-Papieren im Volumen von rund 16,5 Milliarden Franken durch die Finma im März 2023 rechtswidrig war. Die Abschreibung erleichterte der UBS damals die von der Regierung orchestrierte Übernahme der angeschlagenen Rivalin.

Die UBS sieht sich in dem Fall nicht in der Haftung und hat auch keine Rückstellungen gebildet. Sie habe aber auch keine Zusicherung, dass sie die Regierung schadlos halte. «Unser Basisszenario geht davon aus, dass dies eher eine Angelegenheit für die Finma als für die UBS ist, dennoch führt dies zu einer gewissen Unsicherheit», erklärte Citi-Analyst Andrew Coombs.

(Reuters)