In den letzten Wochen und Monaten liess Exane BNP Paribas kaum eine Gelegenheit aus, der vorsichtigen Haltung für die europäischen Aktienmärkte Nachdruck zu verleihen.

Auch im Ausblick auf das kommende Börsenjahr nehmen die Strategen der französischen Grossbank kein Blatt vor den Mund: Das in Frage zu stellende Wirtschaftsmodell Europas sei zur "unerfreulichen Normalität" geworden. Dasselbe gelte für die politischen und geopolitischen Gefahrenherde. Es sei nicht von der Hand zu weisen, dass diese strukturell bedingten Faktoren am Eskalieren seien.

Dennoch raten sie der eigenen Kundschaft im Hinblick auf das Börsenjahr 2015 zum Kauf europäischer Aktien, was einer 180-Grad-Wende gleichkommt. Die Verfasser des Ausblicks begründen ihr Umdenken einerseits mit dem stabileren Wirtschaftsumfeld und andererseits mit der unter den fairen Wert gefallenen Bewertung.

Mit mit Aktien Geld zu verdienen wird schwieriger

Den Strategen zufolge bieten sich in Europa vor allem konjunkturabhängige Aktien zum Einstieg an. Favorisiert werden neuerdings die Automobilhersteller und ihre Zulieferer sowie Unternehmen aus dem Bau- und Baumaterialsektor. Diese beiden Sektoren werden im Ausblick von "Neutral" auf "Übergewichten" hochgestuft. Im Gegenzug reduzieren die Experten ihr Urteil für die Pharmaunternehmen und die Nahrungsmittelhersteller von "Übergewichten" auf "Neutral". Die Strom- und Wasserversorger werden sogar von "Neutral" auf "Untergewichten" zurückgestuft.

Für die Verfasser des Ausblicks steht allerdings auch fest, dass die Bäume an den europäischen Aktienmärkten im kommenden Jahr nicht in den Himmel wachsen werden. In Erwartung eines Gewinnwachstums von 8,4 Prozent für die im breit gefassten Stoxx-600-Index berücksichtigten Unternehmen trauen sie dem Benchmark-Index auf das Gesamtjahr betrachtet ein Plus von 9 Prozent zu.

Hat die Kaufempfehlung Signalwirkung für die Märkte?

Die Botschaft an die Anlagekundschaft lautet denn auch: Das einfache Geld ist bereits gemacht. In Zukunft wird es schwieriger, mit Aktien Geld zu verdienen.

Vor allem der Zeitpunkt des Sinneswandels überrascht schon sehr. Denn selbst während dem Rückschlag an den europäischen Aktienmärkten von Anfang Oktober machten die Strategen von Exane BNP Paribas keine Anstalten, ihre vorsichtige Haltung zu überdenken. In den zwei besagten Wochen stemmten sich die Strategen mit aller Kraft gegen ihre optimistisch gestimmten Kollegen bei Barclays Capital, Citigroup, Credit Suisse, Morgan Stanley oder UBS.

Haussiers dürften argumentieren, dass für die Märkte gerade deshalb Signalwirkung von der Kaufempfehlung der französischen Grossbank für Aktien ausgeht. Dem werden die Baissiers allerdings entgegenhalten, dass Exane BNP Paribas über die letzten Monate keine gerade sehr glückliche Hand bewiesen habe.