Klar, die Coronakrise ist aus dem Aktiengeschehen im Moment nicht wegzudenken. Trotzdem bewegt sich am Markt nicht alles in die gleiche Richtung. cash.ch hat sich mit den Gründen für die auffälligen Kursbewegungen befasst. Dabei stechen folgende fünf Aktien ins Auge. 

Lonza – Eine ewige Top-Aktie macht Freude

Die Aktie von Lonza stellt im Rebound nicht nur die anderen SMI-Titel in den Schatten – sie hat auch gleich ein neues Rekordhoch erreicht. Die Aktie ist 37 Prozent mehr wert als vor einem Jahr. Ausser Roche und Givaudan kann niemand im SMI eine derart positive 52-Wochen-Bilanz vorweisen. Im Gegenteil: So gibt es Verluste von fast 40 Prozent (Swatch).

Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 41 (Bloomberg) ist der Zulieferer von Pharma-, Biotech und Kosmetikindustrie hoch bewertet. Doch dies könnte weitgehend irrelevant sein: Mit der Ankündigung, dass Lonza das US-Unternehmen Moderna bei der Entwicklung eines Coronavirus-Impfstoffs unterstützt, hat die Aktie neuen Schub erhalten.

Krise hin oder her, Lonza bleibt eine der Top-Aktien im SMI. Zum einen gibt das Pharmaunternehmen wie schon seit Jahren wenig Grund zur Kritik. Zum anderen profitiert Lonza, wenn Geld in Aktien fliesst: Letzteres ist der Fall - und wird auch weiterhin der Fall sein. 

Alcon - Turnaround-Kurs erst einmal auf Stopp

Ein Minus von 9 Prozent in nur einer Woche bei einer Aktie fällt auf, selbst wenn der Markt generell wieder unter Druck kommt. Am Ex-Dividendenhandel, der dieser Tage zu automatischen Kursrückgängen führt, kann es nicht liegen: Der seit knapp 13 Monaten kotierte Augenkonzern und Ex-Novartis-Teil Alcon zahlt gar keine Dividende.

Schon unter normalen Umständen hat es die im Turnaround steckende Gruppe schwer, Aktionäre zu überzeugen: Jeder Anschein eines Rückschlags wird bestraft. Wegen der Coronakrise hat Alcon nun noch ganz andere Probleme und muss die Liquidität schützen, wodurch sich unter anderem der Dividendenverzicht erklärt.

Solange im Riesenmarkt USA das Coronavirus weiter wütet, bleibt die Lage schwierig.  Alcon wird weiter von der Krise gebremst werden. Das Unternehmen, das beispielsweise Kontaktlinsen herstellt, ist nicht allein: Mehrere Medtech-Unternehmen haben schon Gewinnwarnungen ausgegeben.

AMS - Hoch in der Gunst der Anleger

Ein Fünf-Tage-Plus von 22 Prozent ereignet sich aller Erfahrung nach fast nur bei deutlich spekulativ angetriebenen Aktien. Deswegen haben erst längerfristige Kursbewegungen eine gewisse Aussagekraft. Betrachtet man bei AMS die Performance seit Anfang Jahr, steht da ein Minus von 52 Prozent. Die 52-Wochen-Kursbilanz ist gar noch etwas schlechter (58 Prozent).

AMS macht ihrem Ruf als volatile Aktie also weiterhin alle Ehre. Der Grund für den jüngsten Kursanstieg sind die gute Zahlen, die vergangene Woche vorgelegt wurden. Die Coronakrise zeigt wenig Spuren beim Sensorhersteller. Ebenso gut kommt an, dass das Hin und Her um die Osram-Übernahme in den Hintergrund getreten ist. AMS-Aktionäre sind, wenn sie es denn sind, nachhaltig begeistert. Der Höhenflug dürfte wohl noch einen Moment lang anhalten.

Autoneum - Lockdown-Lockerungen helfen

Autoneum hat die meisten grossen Autobauer als Kunde – aber wenn alle ihre Produktion stoppen, nützt dem Spezialisten für Lärm- und Hitzedämmungen auch diese Diversifikation wenig. Doch weltweit ist man weitgehend in die Phase der Lockdown-Lockerungen eingetreten. Dass bei den Kunden die Produktion von Autos langsam wieder hochgefahren wird, hat der Autoneum-Aktie innert einer Woche ein Plus von fast 13 Prozent beschert.

Autoneum ist gut geführt und ein Qualitätshersteller. Doch die Coronakrise belastet schwer. Das Unternehmen muss seine Reserven schützen. Nach einen Kurssturz von 57 Prozent in den Monaten Februar und März scheint viel Negatives eingepreist zu sein, aber sicher sein können sich Anleger nicht: Das Ausmass der Krise ist noch immer schwer abschätzbar.

Unter normalen Umständen würde bei einem so tiefen Fall an der Börse ein Unternehmen wie Autoneum schon von verhalten guten Nachrichten an der Börse profitieren. Doch die Umstände sind und bleiben alles andere als normal. 

SNB - So viel Stabilität lässt staunen

Die Schweizerische Nationalbank ist bekanntlich kotiert. Ihre Aktie hat innert Wochenfrist 5 Prozent verloren. Mit dem Milliardenverlust, den die Notenbank vergangene Woche bekannt gegeben hat, hat dies nur bedingt zu tun: Bei der SNB wechseln sich von Quartal zu Quartal hohe Gewinne und Verluste ab, die auf die Bewertungen der massiven Währungs- und Wertschriftenbestände der SNB zurückgehen. Mehr schon dürfte der Kursrückgang innert weniger Tagen damit zu tun haben, dass Ende April die Dividende ausgeschüttet und damit der Kurs um 15 Franken gestutzt wurde.

Seit Jahresbeginn ist der Kurs mit einem Minus von 12 Prozent relativ stabil. Die SNB-Aktie hat heute insgesamt einen spekulativen Charakter. Dies war nicht immer so: Vor Ende 2016 hatte die Aktie den Charakter einer Obligation, Schwankungen gab es fast keine. Doch seit rund dreieinhalb Jahren jagen sich steile Kursgewinne und tiefe Kursrückgänge. Seit dem Märzknick hat sich der Kurs um die Hälfte erholt: In Krisenzeiten scheint eine Notenbank ein gewisses Vertrauen zu verströmen.

Der Kurs der SNB-Aktie in den vergangenen fünf Jahren (Grafik: cash.ch):