Der Integrationsprozess, der mit der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS angestossen wird, ist so komplex wie nur irgend denkbar. Wie zu hören ist, haben die Retter der Problembank inzwischen damit begonnen, die Bücher des Hauses zu sichten, das gemäss Vorgabe des Managements einstweilen weiter ihr Wettbewerber sein soll.

Dem Vernehmen nach hat die UBS ein so genanntes “Clean Team” mit rund 100 Mitarbeitern entsandt, um Kundenstämme und Mitarbeiter zu bewerten. Informierten Personen zufolge prüfen die Experten zudem, welche Geschäftsbereiche in eine Abwicklungseinheit kommen sollten.

Die UBS will die Übernahme noch in diesem Monat oder spätestens im Juni abschliessen. Die Dringlichkeit wird durch die Warnung der Credit Suisse unterstrichen, dass der Schwebezustand bereits zu einem Anstieg der Mitarbeiterfluktuation geführt hat.

Die Auswahl der Geschäftsbereiche, in eine Bad Bank ausgegliedert werden sollen, ist für die UBS essenziell. Nur diese Segmente kommen schliesslich für die Verlustgarantien über rund 9 Milliarden Franken in Frage, mit der ihr die Schweizer Regierung den Deal versüsst hat. Wirksam werden die Garantien erst, nachdem UBS die ersten 5 Milliarden Franken Verluste getragen hat. Einbussen ausserhalb der Abwicklungseinheit sind das alleinige Problem der UBS.

Vorgehen der UBS ist typisch für grössere Übernahmen

Dem “Clean Team” gehören dem Vernehmen nach unter anderem Mitarbeiter aus den Bereichen Wealth Management, Investmentbanking, Kreditanalyse und Operations an. Das Vorgehen der UBS ist zwar typisch für grössere Übernahmen. Die Grösse des Teams und der knappe Zeitplan für den Abschluss illustrieren indessen die Komplexität der Credit-Suisse-Rettung, mit der Verwerfungen bis ins globale Finanzgeschäft hinein vermieden wurden.

Im Fokus für die UBS steht, binnen kurzer Zeit Risiken und Chancen im Geschäft der Credit Suisse zu verstehen. Für die üblicherweise monatelange Due Diligence war bei der staatlich eingefädelten Notübernahme ja keine Zeit.

UBS-Chef Sergio Ermotti sagte am Mittwoch, die Bank werde alles in ihrer Macht Stehende tun, um Verluste für die Steuerzahler zu vermeiden. Dabei merkte er an, dass manche Kunden im Wealth Management der Credit Suisse womöglich nicht von der UBS übernommen werden.

Wie zu hören ist, unterliegt die Sondereinheit der UBS bei der Credit Suisse strengen Restriktionen und Geheimhaltungsvereinbarungen, die sie daran hindern, mit UBS-Kollegen zu kommunizieren, bis die Transaktion abgeschlossen ist. Mögliche Überschneidungen und Engagements in verschiedenen Geschäftsbereichen wie Derivaten und Krediten würden bereits unter die Lupe genommen, hiess es. Die Kundennamen seien in einigen Ländern aufgrund lokaler Gesetze noch geschwärzt.

(Bloomberg)