Nachdem Rohstoffpreise letztes Jahr eine einen Zuwachs von 10 Prozent im Durchschnitt verzeichneten, ist der Ausblick auf 2020 gefragt. Dabei wird dieser überschattet vom Irankonflikt. In der Nacht auf Mittwoch hat der Iran als Vergeltung für den Tod von General Kassem Soleimani die US-Truppen im Irak angegriffen und damit die Furcht vor einem Krieg in Nahost geschürt.
US-Präsident Donald Trump hatte den Iran vor Vergeltungsangriffen gewarnt und mit "harten und schnellen" Gegenangriffen gedroht. Momentan stehen die Zeichen wieder auf Deeskalation. Trump kündigte weitere Sanktionen gegen den Iran an, aber keine militärische Vergeltung für den iranischen Angriff auf US-geführte Stützpunkte im Irak.
Ölpreis im Griff des Irankonflikts
Die bestehenden Einschätzungen für die zukünftige Preisentwicklung des Öls werden durch den Irankonflikt in Frage gestellt. Zuvor standen die Bemühungen der OPEC, das Ölangebot zu drosseln, im Vordergrund. Vor diesem Hintergrund hatten Analysten den Ölpreis der Marke WTI um 59 Dollar vorhergesagt.
Die weitere Entwicklung des Ölpreises wird von den Entwicklungen der kommenden Wochen abhängen, einschliesslich potenzieller Risiken für das Rohöl, welches über die Strasse von Hormus verschifft wird. Spannungen zwischen Iran und den USA hatten schon vor dem aktuellen Konflikt die Ölmärkte kurzfristig beeinflusst. Doch die momentane Auseinandersetzung besitzt ein grösseres Schadenspotential.
Gute Aussichten für Kupfer
Der Handelskrieg zwischen den USA und China beeinflusste den Kupferpreis im 2019, als Hersteller ihre Lagerbestände abbauten. Der Ausblick für 2020 gestaltet sich jetzt wegen dem vorläufigen Waffenstillstand im Handelskonflikt besser. Ebenfalls haben potenzielle Produktionskürzungen von chinesischen Kupferproduzenten bei gleichzeitig sinkenden weltweiten Lagerbeständen einen Einfluss auf die zukünftige Preisentwicklung.
Goldman Sachs, Morgan Stanley, Citigroup und Standard Chartered sind alle "bullish" für Kupfer. Sie prognostizieren ein Wiedererstarken der globalen Kupfernachfrage. Citigroup geht davon aus, dass alleine die Nachfrage aus China um 2,6 Prozent anziehen wird.
Goldenes Versprechen
Gold bereitete den Bullen unter den Anlegern im Jahr 2019 grosse Freude. Unterstützt wurde das Rallye durch das Fed, welches die Zinsen senkte. Ebenfalls trugen die Handelsspannungen dazu bei, dass Anleger in Gold investierten. Dieser Anstieg ist nach Einschätzung von Goldman Sachs, Citigroup und UBS nicht vorbei. Sie gehen alle von einem Goldpreis von 1600 Dollar aus.
Der Ausblick, dass das Fed die Zinsen unverändert lässt, ist neben dem Irankonflikt ebenfalls positiv für den Goldpreis. Unter den Edelmetallen muss auch Palladium beachtet werden, welches wegen des globalen Angebotsdefizits auf über 2000 Dollar steigt.
Unsicherheit beim Kaffeepreis
2019 war für Anleger in Kaffee das Beste in fünf Jahren. Der Fokus liegt nun auf Brasilien, dem wichtigsten Produzenten und Exporteur. Nachdem 2019 die Ernte durch das Wetter geschädigt wurde und die Qualität schlecht war, werden allfällige weitere Produktionsprobleme das Angebotsproblem weiter verschärfen.
Viele Kaffeeproduzenten sind immer noch in Finanznöten und werden vielleicht Investitionen in ihre Anlagen zurückfahren, was das Angebot weiter verschmälern könnte. Gegenteilig dazu könnte eine weitere Abwertung des brasilianischen Reals den Anreiz bieten, das Angebot in den kommenden Jahren zu erhöhen.
Schlechter Ausblick für Eisen
Nach einem turbulenten Jahr wird erwartet, dass der Eisenpreis im 2020 abrutschen wird. Das Material, welches für die Stahlproduktion gebraucht wird, verbuchte im 2019 den grössten Preisanstieg in drei Jahren. Das bestehende Angebotsdefizit wird sich 2020 durch die brasilianische und australische Eisenproduktion verkleinern. Es wird zusätzlich erwartet, dass die Stahlnachfrage in China wegen des verlangsamenden Wachstums fallen wird.
Gesuchtes Schweinefleisch
Der Handel von Schweinefleisch war 2019 geprägt durch den Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest. Der Ausbruch hob die globalen Fleischpreise auf ein Fünfjahreshoch. Die weitere Preisentwicklung für Schweinefleisch hängt stark davon ab, ob sich die Schweinepest weiterverbreitet.
(Bloomberg/cash)