Der breite US-Index S&P 500, einer der meistbeachteten Aktienindizes der Welt, hat seit Anfang Jahr wegen der Corona-Krise 11 Prozent seines Wertes verloren. Unter den 500 gelisteten Unternehmen des S&P 500 zeigt eine illustre Gruppe noch eine schlechtere Performance. Der Index der so genannten "Dividenden-Aristokraten" steht seit Anfang Jahr 18 Prozent tiefer.

Doch was sind überhaupt Dividenden-Aristokraten?

Was steckt hinter dieser adeligen Bezeichnung? Die Zugehörigkeitskriterien zu diesem Index sind relativ simpel, aber doch schwierig zu erreichen. Das Unternehmen muss seit mindestens 25 Jahren eine Dividende zahlen. Und es muss die Ausschüttung jedes Jahr erhöhen. Diese Dividendenfähigkeit macht die Unternehen zu so etwas wie dem Nonplusultra unter den Qualitätsaktien.

Das Unternehmen muss zusätzlich Teil des S&P 500 Index sein und eine Marktkapitalisation von mindestens 3 Milliarden Dollar aufweisen. Weltweit stammen fast alle Dividendenaristokraten aus den USA. Es gehören genau 63 Unternehmen des S&P 500 dieser vornehmen Gesellschaft an. Roche ist das einzige Schweizer Unternehmen, das nach US-Definition ein Dividenden-Aristokrat ist.

Die Zugehörigkeit zur Dividenden-Aristokratie repräsentiert indes bloss einen Blick in den Rückspiegel. Genauso wichtig ist es, ob das Unternehmen aktuell finanziell gesund ist und zukünftig auch bleiben wird. Gerade in der Corona-Krise ist die Gefahr gross, dass ein Dividendenaristokrat in Rücklage gerät und die Dividende kürzt oder komplett aussetzt. Schrumpfte doch die Gruppe in der Finanzkrise 2008 von 52 Mitgliedern auf 43 und im Nachgang der Krise bis 2010 sogar auf 34 Unternehmen. 

Die jeweilige Situation jedes Unternehmens spiegelt sich schlussendlich auch in der unterschiedlichen Performance der Aktien seit Jahresbeginn und dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) wider. In der Tabelle sind 20 der bekannteren unter den 63 Dividendenaristokraten gemäss einer aufsteigenden Dividendenrendite aufgelistet:

UnternehmenSektorPerformance 2020Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)Dividendenrendite
EcolabMaterialien+1 Prozent311,0 Prozent
Abbot LaboratoriesGesundheit+8 Prozent411,5 Prozent
WalmartKonsumgüter+4 Prozent251,8 Prozent
LindeMaterialien-14 Prozent242,1 Prozent
TargetKonsumgüter-7 Prozent192,2 Prozent
Colgate-PalmoliveKonsumgüter-0 Prozent232,6 Prozent
Johnson & JohnsonGesundheit+1 Prozent232,8 Prozent
Procter & GambleKonsumgüter-8 Prozent232,8 Prozent
McDonald'sKonsumgüter-11 Prozent232,8 Prozent
ChubbFinanzen-35 Prozent103,0 Prozent
PepsiCoKonsumgüter-3 Prozent233,1 Prozent
Kimberly-ClarkKonsumgüter+0 Prozent203,1 Prozent
General DynamicsIndustrie-25 Prozent113,3 Prozent
Coca-ColaKonsumgüter-19 Prozent213,7 Prozent
CaterpillarIndustrie-29 Prozent103,9 Prozent
3MIndustrie-20 Prozent154,2 Prozent
ChevronEnergie-24 Prozent155,7 Prozent
People's United FinancialFinanzen-35 Prozent86,5 Prozent
AT&TTelekommunikation-26 Prozent137,2 Prozent
Exxon MobilEnergie-37 Prozent227,9 Prozent

20 Dividendenaristokraten des S&P 500 (Quelle: Bloomberg).

Chevron und Exxon Mobil sind dabei Unternehmen aus dem Energiesektor und weisen sehr hohe Dividendenrenditen auf. Gleichzeitig führen Sie auch die Verliererseite der Aktien-Performance an. Grund: Der Ölpreis ist im April zusammengebrochen. Der Rohölpreis wird sich wieder erholen, weshalb die beiden Aktien für langfristig ausgerichtete Investoren interessant sind.

Jedoch bietet die Konsumgüterindustrie diejenigen Unternehmen, die langfristig am erfolgversprechendsten und am stabilsten sind. Dazu gehören neben Coca-Cola, PepsiCo, Procter & Gamble, Colgate Palmolive, Kimberly-Clark und Walmart. Unabhängig von der jeweiligen finanziellen Situation werden die Produkte dieser Unternehmen auch in der Corona-Krise konsumiert. 

Finger weg von Industrie- und Finanztiteln

Vorsicht ist hingegen bei den Industrieunternehmen angebracht. Handelt es sich bei Caterpillar oder 3M doch um zyklische Industrietitel, deren Aktien wegen der industriellen Rezession schon seit Anfang 2018 unter Druck sind. Doch auch bei den Finanztiteln müssen Anleger aufpassen. Das langjährige Tiefzinsniveau ist schädlich für das Geschäft, zusätzlich belastet die Perspektive von möglichen Kreditausfällen die Gewinnaussichten - was natürlich Auswirkungen auf die Dividenden hätte.

Gerade die Corona-Krise bietet die Gelegenheit, "günstig" gezielt Dividendenaristokraten zu kaufen. Wer das Risiko von Einzelaktien nicht eingehen will, bietet sich auch der Kauf eines ETF (Exchange Traded Fund) an. Eine Möglichkeit hierzu ist der "ProShares S&P 500 Dividend Aristocrats ETF".

ManuelBoeck
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