Die Reserve Bank of Australia (RBA) erhöhte ihren Leitzins am Dienstag lediglich um einen viertel Prozentpunkt - von 2,35 auf 2,60 Prozent. Nach der sechsten Anhebung binnen eines halben Jahres liegt er nun auf dem höchsten Niveau seit neun Jahren. Von Reuters befragte Ökonomen hatten allerdings einen grösseren Zinsschritt um erneut einen halben Punkt nach oben erwartet.

"Der Leitzins ist in kurzer Zeit erheblich angehoben worden", sagte Zentralbank-Chef Philip Lowe. Nun wolle man sich Zeit nehmen, die Aussichten für die Inflation und das Wirtschaftswachstum in Australien zu analysieren, begründete Lowe den vergleichsweise kleinen Zinsschritt. "Der Vorstand geht davon aus, dass er die Zinssätze in der kommenden Zeit weiter anheben wird", signalisierte der Währungshüter die Bereitschaft zu einer weiteren Straffung der Geldpolitik.

«Wichtiges Signal»

Der australische Dollar verlor in der Spitze fast ein Prozent gegenüber dem US-Dollar auf 0,6465 Dollar und näherte sich damit dem niedrigsten Stand seit rund zweieinhalb Jahren. Die Märkte schauen derzeit auf die Zentralbanken im Ausland, wo Zinserhöhungen von 75 oder 100 Basispunkten fast schon zur Regel geworden sind - wie etwa jüngst durch die Europäische Zentralbank (EZB) und die amerikanische Fed. Höhere Zinsen machen eine Währung für Anleger attraktiver. "Es ist ein wichtiges Signal für das Tempo künftiger Zinserhöhungen, wenn man jetzt einen Gang zurückschaltet, während der Grossteil der Welt immer noch viel grössere Zinserhöhungen vornimmt", sagte Analystin Su-Lin Ong von RBC Capital Markets.

Der Aktienmarkt erhielt Auftrieb durch den unerwartet kleinen Zinsschritt: Das australische Börsenbarometer S&P/ASX 200 gewann fast vier Prozent. Das ist der kräftigste Zuwachs seit Mitte 2020. Zuletzt hatten viele Anleger Geld aus Aktien abgezogen, da andere Papiere wie etwa Staatanleihen durch die höheren Zinsen wieder mehr abwerfen.

(Reuters)