Bei Händlern wächst die Erwartung, dass die Rendite zehnjähriger Treasuries erstmals seit 2007 über die Marke von 5 Prozent steigen wird, nachdem die Rendite für 30-jährige US-Treasuries diese Marke bereits am Dienstag geknackt hatte. Im frühen Mittwochshandel in Europa ist die Rendite für 10-jährige Papiere zeitweise auf 4,85 Prozent gestiegen.
«Diese Bewegungen beginnen, in allen Anlageklassen Besorgnis zu erregen», sagte James Wilson, Portfoliomanager bei Jamieson Coote Bonds in Melbourne. «Derzeit herrscht ein Käuferstreik. Niemand will sich steigenden Renditen in den Weg stellen, obwohl die Kurse schon ziemlich überverkauft sind.»
Die Ökonomen der ING Bank schreiben in einem Kommentar, dass es chaotisch sei. Es komme nicht oft vor, dass die 10-Jahres-Rendite an einem Tag um 10 Basispunkte steigt. «Wir hatten gestern eins. Und wir hatten in den letzten drei Wochen einen Aufwärtstrend von über 50 Basispunkten.» Die Rendite liege jetzt bei 4,8 Prozent, und es sieht so aus, als wäre er zu schnell zu weit gegangen.
«Aber wenn wir nicht nach unten schauen, könnte die 5 Prozent-Marke ziemlich schnell erreicht sein.» Es sei auch klar, dass Staatsanleihen ein dominierender Treiber sind. Es treibe andere Renditen in die Höhe und schadet den Aktien, so die ING Bank.
Tauziehen am Anleihemarkt
Der globale Anleihemarkt hat gegenüber dem Jahresbeginn inzwischen 3,5 Prozent nachgegeben, und der ICE BofA MOVE Index für die Volatilität von Treasuries erreichte am Dienstag den höchsten Stand seit Mai. Der Durchschnittspreis für Anleihen im Bloomberg US Treasury Index ist auf 85,5 Cents pro Dollar gefallen. Damit liegt er einen halben Cent über dem Rekordtief von 1981.
Die Rendite zehnjähriger deutscher Bundesanleihen ist am Dienstag auf 2,97 Prozent gestiegen und liegt damit knapp vor der 3 Prozent Marke. Ende 2022 betrug sie noch 2,57 Prozent «Letztendlich glauben wir an den Weg nach oben, aber es ist unwahrscheinlich, dass er linear verläuft», sagt Portfoliomanager Scott Solomon von T. Rowe Price, der letzte Woche auf das Potenzial für 10-jährige Treasuries hinwies, das Renditeniveau von 5,5 Prozent zu testen.
«Es gibt ein Tauziehen zwischen einigen traditionellen Anleihekäufern, die mit Bick auf Duration in einen gewissen Käuferstreik getrieben wurden, und jenen, die das Renditeniveau als gute langfristige Gelegenheit betrachten.»
Die Renditen einiger asiatischer Schwellenländeranleihen wurden am Mittwoch ebenfalls in die Höhe gezogen. Bei indonesische Benchmark-Papieren kletterte sie auf den höchsten Stand seit November. «Die US-Renditen, die sich auf Jahreshöchstständen befinden, wirken sich im globalen Bereich der festverzinslichen Wertpapiere störend auf andere Regionen und Sektoren aus», schrieb Steven Major, Stratege bei HSBC Holdings in einer Mitteilung an Kunden.
(Bloomberg/cash)