Nachdem die Aktien von Autoneum zu Beginn des vergangenen Jahres noch starke Gewinne erzielt hatten, ging es zwischen März und Ende November in der Tendenz bergab. Der Chipmangel in der Autoindustrie hat die Geschäftszahlen stark belastet, was an der Börse eingepreist wurde. Autoneum stellt Komponenten für den Lärm- und den Hitzeschutz von Automobilen her.

Doch mit dem Blick auf das Jahr 2022 hat sich der Wind gedreht und die Aktie ist seit Ende November um einen Drittel nach oben geschossen. Autoneum ist die fünftbeste Aktie im Swiss Performance Index (SPI) der vergangenen vier Wochen. Das freut die Ankeraktionäre Michael Pieper und Peter Spuhler sicherlich. Pieper hält 21 Prozent und Spuhler 16 Prozent an Autoneum. 


 
Kursentwicklung der Autoneum-Aktien seit Januar 2020 (Quelle: cash.ch).

Doch wie nachhaltig ist dieser Anstieg? Das Unternehmen selbst ist trotz Gewinnwarnung, die für das zweite Halbjahr 2021 ausgesprochen wurde, zuversichtlich. Es hat sich erst Anfang November neue Mittelfristziele gegeben und peilt eine Marge von 13 Prozent an. Zu den neu gesetzten Zielen gehört auch ein Free Cashflow von 6 Prozent des Umsatzes sowie eine Erhöhung der Eigenkapitalquote auf über 35 Prozent. 

Unverändert ist die Absicht, den Aktionären eine Dividende in Höhe von mindestens 30 Prozent des Gewinns auszuzahlen. Analysten gehen mehrheitlich auch davon aus, dass 2022 nach einer zweijährigen Durststrecke wieder eine Ausschüttung anfällt. Diese wird aber mit geschätzten 1,8 Franken pro Aktie - eine Dividendenrendite von knapp 1 Prozent - ziemlich dürftig ausfallen.

Wann entspannt sich die Chip-Krise?

Die hochgeschossene Bewertung ist aber nur durch ein gutes Geschäftsjahr 2022 zu rechtfertigen. So prognostiziert Patrick Laager, Analyst bei der Credit Suisse, dass nach der Überwindung der Chip-Krise ein starker Nachholeffekt einsetzen und Autoneum überdurchschnittlich davon profitieren werde. Doch die entscheidende Frage ist, ob dies wirklich bereits 2022 der Fall sein wird.

Denn die Chipkrise wird sich nach Einschätzung von Experten noch durch das ganze Jahr hindurchziehen und damit die Produktion der Autohersteller zurückbinden. Das wird sich auch in den Geschätszahlen von Autoneum niederschlagen. Erst 2023 ist mit einer wirklichen Entspannung zu rechnen.

Manche Marktbeobachter rechnen sogar damit, dass es auch noch bis 2024 dauern könnte, bis sich die Umsätze in der Autozuliefer-Branche wieder auf die vor-Corona Niveaus erholten. Zudem sorgt auch die momentan hohe Inflation für eine erhöhte Unsicherheit bezüglich der Kosten.

Autoneum ist wegen Unsicherheit kein Kauf

Die Uneinigkeit darüber, wann die Erholung eintreffen wird, spiegelt sich auch in den Empfehlungen der Analysten wider. Bei den von Bloomberg befragten Analysten halten sich "Hold" und "Buy" die Waagschale. Das durchschnittlich gesehene Aufwärtspotenzial liegt bei mickrigen 3 Prozent.

Die Aktie ist mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 56 zudem teuer. Im Vergleich: Der Automobilzulieferer Feintool hat ein KGV von 14, Tornos eines von 20. Um die Bewertung zu rechtfertigen, müsste sich das geschäftliche Umfeld in den nächsten Monaten deutlich zum positiven verändern. Was in der notwendigen Deutlichkeit unwahrscheinlich ist.

Autoneum ist daher kein Schnäppchen und sicherlich bis zu den Umsatzzahlen am 21. Januar kein Kauf. Mit diesen gibt es vielleicht einen klareren Ausblick für das laufende Jahr. Wer bereits jetzt auf der sicheren Seite sein will, nimmt Gewinne mit.

ManuelBoeck
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