Ziemlich genau acht Wochen ist es her, dass der Automobilzulieferer Autoneum vor einer verhaltenen zweiten Jahreshälfte warnte. Die Probleme in Nordamerika seien unterschätzt worden und für das zweite Halbjahr mit keiner Verbesserung beim operativen Gewinn (EBIT) zu rechnen, so hiess es damals (cash berichtete).

Nun scheint sich die Situation in Nordamerika weiter verschlechtert zu haben. Das zumindest lassen die jüngsten Aussagen vermuten. Wie das Unternehmen am frühen Montagmorgen in einer Mitteilung an die Medien schreibt, erwartet es für 2019 neuerdings einen Nettoverlust in hoher zweistelliger Millionenhöhe. Nach der Gewinnwarnung von Anfang Oktober gingen Analysten davon aus, dass der Automobilzulieferer das laufende Jahr mit einem Nettoverlust von bis zu 20 Millionen Franken abschliesst.

Doch auch bei den Mittelfristzielen krebst das Unternehmen zurück und erachtet diese nicht schon für 2021, sondern erst für 2022 als realistisch.

Händlern zufolge stellen diese Aussagen die seit Oktober beobachtete Aktienkurserholung von 90 auf 120 Franken in Frage. Nach einem Rücksetzer auf 101 Franken wird die Autoneum-Aktie zur Stunde noch mit einem Minus von 10,1 Prozent auf 107,60 Franken abgewatscht.

Weitere Welle an Gewinnschätzungsreduktionen erwartet

Eine Gewinnwarnung kommt selten allein, titelt die Zürcher Kantonalbank. Da sie Situation in Nordamerika einer "Blackbox" gleicht, kommt für sie die Verschiebung der Mittelfristziele nicht überraschend. Ihres Erachtens ist und bleibt die Vorhersehbarkeit der hausgemachten Probleme gering und es zeichnet sich keine Besserung ab. Die Zürcher Kantonalbank will ihre Schätzungen deshalb deutlich nach unten anpassen und stuft die Aktie weiterhin mit "Untergewichten" ein.

Die UBS hingegen will verstanden wissen, dass der Nettoverlust in hoher zweistelliger Millionenhöhe mehrere ausserordentliche Wertberichtigungen beinhaltet. Aufgrund der Probleme in Nordamerika rechnet die Grossbank mit einer weiteren Welle an Gewinnschätzungsreduktionen, nicht nur für das laufende Jahr, sondern auch für die darauffolgenden Jahre. Das Anlageurteil lautet wie bis anhin "Neutral", das 12-Monats-Kursziel von 118 Franken dürfte nach unten revidiert werden.

Unerfreuliche Neuigkeiten für die beiden Ankeraktionäre

Die dritte Gewinnwarnung in diesem Jahr dürfte wohl auch Peter Spuhler ärgern. Über seine Beteiligungsgesellschaft PCS Holding hält er der Stadler-Rail-Chef gut 17 Prozent. Möglicherweise hat Spuhler sein Aktienpaket sogar noch etwas aufgestockt, flossen ihm aus der Publikumsöffnung von Stadler Rail im April dieses Jahres doch geschätzte 1,4 Milliarden Franken zu.

Mitte September bestätigte der Stadler-Rail-Chef gegenüber Finanzmedien, dass er bereits einen Drittel dieses Erlöses in Firmen reinvestiert habe, an denen er beteiligt sei und im Verwaltungsrat sitze. So könnten auch Gelder in seine Autoneum-Beteiligung geflossen sein.

Seit der Abspaltung Autoneums vom Winterthurer Mutterhaus Rieter im Mai 2011 zählt Spuhler gemeinsam mit dem befreundeten Industriellen Michael Pieper zu den Ankeraktionären des Automobilzulieferers. Auch an Rieter selber halten Pieper und Spuhler substanzielle Beteiligungen. Freude bereiteten ihnen in all den Jahren aber weder die eine, noch die andere Aktie. Gerade Autoneum werde für die beiden Grossaktionäre immer mehr zum Sorgenkind, so verlautet aus dem hiesigen Handel.