VW liegt bei Elektroautos derzeit hinter Tesla auf einem "guten zweiten Platz" und macht Fortschritte bei Batterieproduktion, Ladeinfrastruktur und Software, sagte Vorstandschef Herbert Diess am Mittwoch auf einer Konferenz in Berlin. "Wir denken, dass wir die Lücke in den nächsten Monaten ein wenig schliessen können", sagte er. Bereits 2024 könnte VW Tesla überholen, prognostizierten die Analysten von Bloomberg Intelligence letzte Woche.

Elon Musk bestritt dies am Dienstag auf dem Wirtschaftsforum in Katar und sagte, dass er diese Prognose nicht teile. Stattdessen lobte er chinesische Autohersteller und sagte, dass Tesla nicht gross über andere Wettbewerber nachdenke.

Das stimmt womöglich nicht. Viele Konkurrenten von Tesla hatten das Unternehmen lange Zeit als Emporkömmling mit schwachen Finanzen belächelt, bevor sie selbst auf Elektroautos umgeschwenkt sind. Es muss ein gutes Gefühl sein, bei batteriebetriebenen Autos nun meilenweit voraus zu sein. Musk selbst hat eingeräumt, dass VW sich schnell elektrifiziert und Diess dafür gelobt. Er wusste genau, welche Prognose gemeint war. Er passt offensichtlich gut auf.

Tesla hat vergangenes Jahr weltweit gut 936'000 Elektroautos ausgeliefert, VW etwa 453'000. Musk hat in diesem Jahr neue Fabriken in Austin, Texas, und in Grünheide in der Nähe von Berlin eingeweiht - letztere praktisch bei VW vor der Haustür. Dieses Jahr wollen die Amerikaner mehr als 1,5 Millionen Fahrzeuge produzieren, sagte Musk im April.

52 Milliarden an Investitionen

VW zieht nach. Bis 2026 will der Konzern aus dem norddeutschen Wolfsburg 52 Milliarden Euro in Entwicklung und Produktion von Elektroautos stecken. Dazu gehören die Errichtung einer neuen Elektroautofabrik in Deutschland und sechs Batteriefabriken in Europa. In den USA soll die dort bekannte Marke Scout mit robusten Elektro-SUV und Pickup-Modellen VW voranbringen

Die Tesla-Werke in Austin und Berlin haben derzeit mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen und verbrennen "Milliarden von Dollar", während sie hochfahren, sagte Musk in einem Videointerview vom 31. Mai, das am Mittwoch veröffentlicht wurde. Während der Veranstaltung in Katar erläuterte Musk seine Entscheidung, die Kosten zu senken. Etwa 3,5 Prozent der weltweiten Belegschaft werden abgebaut. 

Tesla-Börsenwert bleibt hoch

An der Wall Street liegt Tesla immer noch weit vor VW. Selbst nach der jüngsten Talfahrt wird der US-Autobauer mit über 700 Milliarden Dollar (665 Milliarden Euro) bewertet - mehr als das Achtfache des Börsenwerts von VW. Das Ass im Ärmel von VW sind jedoch schicke Sportwagen.

VW will Porsche im vierten Quartal an die Börse bringen, sagte Finanzvorstand Arno Antlitz am Mittwoch auf einer von Bloomberg organisierten Finanzkonferenz in Frankfurt. Der Börsengang wird einer der grössten in der Geschichte Deutschlands sein und könnte Porsche mit bis zu 90 Milliarden Euro bewerten. Porsche ist hochprofitabel und mit dem Taycan schon weit fortgeschritten auf dem Weg zur Elektromobilität.

Angesichts der Tatsache, dass sich die Zahl der Börsengänge in diesem Jahr im Zuge von Krieg, steigenden Zinsen und hoher Inflation weltweit drastisch verlangsamt hat, ist es ein mutiger Schritt, das IPO weiter voranzutreiben. 

Antlitz pries Porsche als sicheren Hafen für Investoren an, die Sorge vor Technologieaktien und solchen aus dem Bereich Eletromobilität hätten. Die Marke habe sich als widerstandsfähig erwiesen.

"Es gibt immer noch Kapital da draussen, und es gibt eine Menge Skepsis gegenüber Investitionen in Technologieunternehmen, in neue Unternehmen", sagte er. Porsche hingegen "ist sehr solide".

(Bloomberg/cash)