Mit den IPO-Plänen verstärkt Baidu die Bestrebungen der Volksrepublik, im Halbleitersektor unabhängiger zu werden. Das Unternehmen prüfe eine Abspaltung und Börsennotierung der auf Künstliche Intelligenz (KI) spezialisierten Sparte, teilte Baidu am Sonntag mit.

Damit reagiere man auf Medienberichte vom Freitag. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte am Freitag unter Berufung auf Insider exklusiv entsprechende Pläne gemeldet. Baidu erklärte weiter, ein IPO sei von der Zustimmung der Behörden abhängig und es gebe keine Garantie, dass er vollzogen werde.

Kunlunxin wurde 2012 als interne Abteilung von Baidu zur Entwicklung von KI-Chips gegründet, ist inzwischen jedoch eigenständig tätig. Baidu hält allerdings weiterhin eine Mehrheitsbeteiligung. Das derzeit fortschrittlichste Produkt des Unternehmens ist der P800-Chip.

Dieser wird vor allem in Rechenzentren von staatlichen Unternehmen und Behörden eingesetzt. Im vergangenen Monat stellte Kunlunxin zudem zwei neue KI-Chip-Produkte vor: Der M100, der auf Inferenz-Anwendungen - die Abfrage der KI - spezialisiert ist, soll Anfang 2026 auf den Markt kommen. Der für das Training von KI-Modellen und Inferenz-Anwendungen gleichermassen geeignete M300 ist für Anfang 2027 geplant.

Chinas Chiphersteller streben an die Börse

Kunlunxin wurde den Reuters-Informationen zufolge bei einer Finanzierungsrunde in den vergangenen sechs Monaten mit 21 Milliarden Yuan (umgerechnet 2,55 Milliarden Euro) bewertet. Den Insidern zufolge strebt das Unternehmen an, im ersten Quartal 2026 einen Börsenantrag in Hongkong zu stellen.

Für das laufende Jahr rechnet Kunlunxin mit einem Umsatz von mehr als 3,5 Milliarden Yuan und dürfte damit die Gewinnschwelle erreichen. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen bei einem Umsatz von rund zwei Milliarden Yuan noch einen Nettoverlust von etwa 200 Millionen Yuan verbucht.

Kunlunxin reiht sich damit in eine Welle chinesischer Chip-Unternehmen ein, die an die Börse streben. Die Nachfrage nach Aktien aus der Branche ist gross. So hatten die Papiere des auf Grafikprozessoren spezialisierten Herstellers Moore Threads bei ihrem Börsendebüt in Shanghai am Freitag mehr als das Fünffache ihres Ausgabepreises erreicht. Zudem wird in den kommenden Wochen der Börsengang von MetaX erwartet. Laut einer Reuters-Meldung vom Juni plant auch das Unternehmen Biren Technology einen Börsengang in Hongkong.

Zwischen den USA und China tobt ein KI-Wettstreit. Die Regierung in Peking treibt die Entwicklung heimischer Alternativen zu US-Halbleitern voran, nachdem die USA ihre Exportbeschränkungen für modernste KI-Chips nach China verschärft hatten. Dies betrifft insbesondere die Halbleiter des US-Weltmarktführers Nvidia.

(Reuters)