Gegen 15.25 Uhr rücken die Baloise-Titel nach Wiederaufnahme des Handels an der Schweizer Börse um 2,3 Prozent auf 142,30 Franken vor (SPI: +0,4 Prozent). Die Titel wurden während den GV-Abstimmungen vom Handel ausgesetzt. Davor waren zuletzt 139,80 Franken bezahlt worden.

An der Generalversammlung waren 78,2 Prozent der Baloise-Aktionäre dem Antrag des Vermögensverwalters zCapital gefolgt. Dieser hatte sich gegen die Begrenzung der Eintragungs- und Stimmrechte der Aktionäre auf maximal 2 Prozent gewehrt. Nun fällt diese Begrenzung weg.

Meinung der Analysten

Aus Sicht der Kapitalmärkte sei dieser Entscheid positiv zu werten, meint ZKB-Analyst Georg Marti. Damit würden die Aktionärsrechte und die Corporate Governance gestärkt. Das Prinzip «one-share-one-vote» werde insbesondere auch von angelsächsischen Investoren geschätzt.

Der Entscheid der Aktionäre sei eine Überraschung, auch wenn sich zuletzt mit der Unterstützung bedeutender Stimmrechtsvertreter eine knappe Abstimmung abgezeichnet habe, sagt René Locher von der Stifel Europe Bank. Für Baloise werde sich dadurch aber nicht viel verändern.

Den Kontakt zu den Aktionären werde der Verwaltungsrat weiter pflegen und allenfalls verstärken, im Fokus bleibe aber die Weiterentwicklung des operativen Geschäfts, glaubt Locher. Die Gruppe wird am Investorentag im September über Strategieanpassungen orientieren.

Künftige Optionen

Die Baloise könnte gemäss Locher ihre bereits grosszügige Ausschüttungspolitik gar noch freundlicher gestalten, auch weil weniger Geld in Innovationen investiert werden soll. Zugleich könnte die Gesellschaft wieder vermehrt als Übernahmekandidat gehandelt werden. In den letzten Jahren wurden etwa der aktivistische Investor Cevian sowie Versicherungskonzerne wie Generali oder Allianz in Börsenkreisen als Käufer ins Feld geführt.

Der Wegfall der Stimmrechtsbegrenzung bedeute aber nicht, dass die Baloise demnächst übernommen werde, sagte ein anderer Experte. Dazu brauche es nach wie vor einen breiten Rückhalt, da unfreundliche Übernahmen in der Finanzbranche in der Regel kaum zum Erfolg führten.

(AWP)