Alles auf grün: Bei der Bâloise-Aktie sind derzeit alle Performancezahlen positiv, egal ob seit Anfang Jahr oder in einem Zeithorizont von einem Monat, drei Monaten und einem Jahr. Nicht weiter erstaunlich also, dass die Aktie des Basler Versicherers in den letzten Wochen wieder näher an 160 Franken herankam und somit in Regionen des Allzeithochs von 187 Franken aus dem November 2000 vorstiess.

Noch über weite Strecken des letzten Jahres zeigte sich ein anderes Bild. Was könnte der Bâloise-Aktie neuen Schub verleihen, fragten sich viele Aktionäre. Konkrete Gründe für die jüngste Hausse zu finden, ist allerdings nicht einfach. In der allgemein stark verbesserten Börsenstimmung seit Anfang Jahr dürfte eine Erklärung für das Plus von 15 Prozent liegen. Doch auch der Swiss Performance Index (SPI) kommt in dieser Periode auf ein Plus von 9 Prozent. Übernahmespekulationen im Versicherungssektor, wie sie früher herumgereicht wurden, gibt es momentan ebefalls keine, wie auch aus unternehmensnahen Kreisen verlautet.

Etwas konkreter sind Gerüchte, wonach einflussreiche Schweizer Broker seit einiger Zeit positive Stimmung für die Bâloise-Aktie machen. Zu den "bullishen" Marktteilnehmern gehört die Investmentbank der UBS. In einer Anfang Januar erschienenen Studie bezeichneten die zuständigen Analysten Bâloise als die "am meisten unterschätzte defensive Aktie". Das damalige Kursziel von 170 Franken ist immer noch 9 Prozent vom aktuellen Kurs bei 156 Franken entfernt.

Nichtleben: hohe Margen

In der Tat hat Bâloise defensive Qualitäten, die in den aktuell unsicheren makroökonomischen Zeiten zum Tragen kommen. Da ist zum einen das starke Nichtleben-Geschäft:  Die Versicherungen für Fahrzeuge, Reisen oder Wohnsituationen sind ein entscheidender Gewinntreiber. Solche Dienstleistungen werden auch nachgefragt, wenn die Konjunktur nicht auf Hochtouren läuft. Hier ist die Grösse ein entscheidendes Kriterium. Bâloise ist im Schweizer Nichtlebenmarkt hinter AXA, Mobiliar, Zurich, Allianz Suisse und Helvetia die Nummer sechs.

Das Nichtlebengeschäft ist sehr profitabel. Ersichtlich ist das an der Comined Ratio (CR), welche die Schäden den Kosten gegenüberstellt. Je tiefer der Wert, desto positiver. Bâloise weist hier einen Wert von etwas über 80 Prozent auf, was im Schweizer Vergleich sehr gut ist. Möglich sind solch hohe Margen auch, weil Schweizer Versicherungskunden traditionell träge sind und ungern den Anbieter wechseln.

Das Geschäft mit Lebensversicherungen ist hingegen weniger lukrativ und wird von Bâloise auch nicht besonders gepusht. Grund dafür sind die tiefen Zinsen und damit zusammenhängend die Schwierigkeit, Geld langfristig risikoarm und profitabel anzulegen.

Potenzial bei der Dividende

Ebenfalls ein Argument, das Bâloise in unsicheren Zeiten attraktiv erscheinen lässt, ist die solide Bilanz. Für Anleger wichtig: Das Unternehmen ist dadurch auch in stürmischen Zeiten in der Lage, attraktive Dividenden zu bezahlen. Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) rechnet für 2018 mit einer Dividende von 6 Franken pro Aktie. Auf den aktuellen Aktienkurs ergibt das eine Rendite von 3,8 Prozent.

Das ist im Schweizer Durchschnitt nicht mehr sonderlich herausragend, könnte sich aber in Zukunft noch stark verbessern. Denn laut UBS wäre Bâloise in der Lage, eine Dividendenrendite von bis zu 7,5 Prozent zu bezahlen. Auch Aktienrückkäufe könnten in diesem Zusammenhang eine Option darstellen.

Die Bâloise-Aktie scheint derzeit aber auch etwas nachzuholen, was andere Schweizer Versicherungsaktien wie Helvetia oder Swiss Life bereits vorweggenommen haben. Nun hat sich die Situation umgekehrt. Im laufenden Jahr kommt keine andere Versicherung auf eine ähnlich gute Performance wie Bâloise. Von der Bewertung her sind die Unterschiede indes weniger gross. Die ZKB schätzt ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1,1, was leicht unter dem Durchschnitt des Versicherungssektors (1,2) liegen würde. Beim Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt Bâloise ebenfalls im Rahmen des Marktes.

Aus Bewertungssicht eine Einstiegschance abzuleiten, wäre also der falsche Ansatz. Anleger, die von einer Fortsetzung der Bâloise-Rally ausgehen, müssen sowieso überzeugt sein, dass mehr dahintersteckt als "bullishe" Broker – insbesondere nach der starken Performance der letzten Wochen.

Aufholbewegung: Die Aktien von Bâloise (rot) und Helvetia (grün) in den letzten zwölf Monaten (Quelle: cash.ch)