cash.ch: Frau Vacalli, wie haben Sie Ihr erstes Geld verdient?
Mariateresa Vacalli: Ich arbeitete während der Sommerferien drei Wochen lang im Migros-Restaurant in Sant’Antonino im Tessin, dort räumte ich Tische ab und spülte das Geschirr. Ich erinnere mich gut daran, denn mein erster Arbeitstag war an meinem 14. Geburtstag.
Was haben Sie mit dem Geld gemacht?
Ich hatte ein klares Ziel vor Augen, und zwar wollte ich ein Mofa kaufen. Im Tessin ist es anders als in Zürich, wo man überall mit dem Tram hinfahren kann. Mobil zu sein, war für einen Teenager schwieriger. Das Mofa hatte ich schon vorher im Geschäft reserviert. Dafür musste ich drei Wochen mit dem Velo von Bellinzona nach Sant’Antonino fahren – da wusste ich dann die neue Mobilität sehr zu schätzen.
Wofür geben Sie heute Geld aus?
Ich gebe gerne Geld aus für schönes Wohnen, für gutes Essen mit Freunden und auch für Reisen.
Wofür geben Sie ungern Geld aus?
Es ärgert mich sehr, Geld für etwas auszugeben, das dann nicht richtig funktioniert. Ich kaufe gerne neue innovative Produkte und Gadgets – alles, was auf der BILANZ-Gadget-Seite vorgestellt wird, möchte ich gerne probieren.
Geben Sie auch mal unvernünftig Geld aus?
Vielleicht habe ich zu viele Jacken für meinen Hund gekauft. Da er kein Unterfell hat, benötigt er im Winter etwas zum Anziehen. Er hat inzwischen mehr Jacken als ich selbst.
Gibt es etwas, das Sie gerne kaufen möchten, sich aber nicht leisten können?
Was ich mir wünsche, kann ich mir auch leisten. Meine Träume sind eher vernünftig.
Wie wichtig ist Ihnen finanzielle Unabhängigkeit?
Sie ist mir wichtig, denn sie bedeutet, dass ich privat und beruflich immer authentisch sein kann. Ich kann Ja oder Nein sagen, wann immer ich will.
Investieren Sie?
Ja, viel und gerne. Ich interessierte mich schon immer für Geldanlagen und setzte mich früh mit neuen Anlageinstrumenten auseinander. Heute investiere ich in traditionelle Anlagen wie Immobilien, Aktien und Fonds, aber auch in Start-ups, private Unternehmen und Kryptowährungen. Es ist einerseits wichtig für meine private Unabhängigkeit und andererseits, um alle Anlageklassen zu verstehen. Es ist schwierig als Bankerin, über eine Anlageklasse zu sprechen, in die man nie selbst investiert hat.
Dieses Interview erschien zuerst im Digitalangebot der "Handelszeitung" unter dem Titel: Bank-Cler-CEO Mariateresa Vacalli: «Ich investiere viel und gerne»