Geopolitische Spannungen, geldpolitischer Lockerungszyklus und eine kurzfristige Wachstumsschwäche sind gemäss der Bank Vontobel die drei Hauptthemen im kommenden Jahr 2025. Sie rät, mit Vorsicht zu agieren, sieht aber gleichzeitig aufgrund von sich verbessernden Fundamentaldaten eine erneut gute Ausgangslage für die Wertentwicklung von Aktien. 

Die Experten der Bank setzen auf defensive wie auch zyklische Titel. Besonders Unternehmen in kapitalintensiven Sektoren dürfen durch ein Freisetzen von Investitionen aufgrund fallender Zinsen brillieren. Getrieben wird diese Investitionswelle unter anderem durch weiterhin hohe Investitionen für Energiewendeprojekte, aber auch für den Ausbau der KI-Infrastruktur und Verteidigung.

Als Schweizer Top-Picks für 2025 werden folgende Titel erwähnt:

Name Kursziel (in Fr.) Kurs (in Fr.)

Gewinnpotenzial

Adecco 35 23,1 52%
Holcim 106 88,4 20%
Richemont 150 122 23%
Swiss Re 150 129 16%
UBS 32 27,8 15%
Aryzta 2.3 1,5 53%
Flughafen Zürich 235 207 14%
Sandoz 45 40,3 12%
Siegfried 1350 1104 22%
Sika 275 229 20%
Swiss Prime Site 109 95,9 14%

Die Top-Picks für 2025 von der Bank Vontobel mit Kurszielen, derzeitigen Kursniveaus und Gewinnpotenzial. Quelle: Vontobel

Das grösste Gewinnpotenzial für die nächsten zwölf Monate sehen die Analysten von Vontobel bei Aryzta und bei Adecco mit 53 respektive 52 Prozent. Beide Titel wurden im bisherigen Jahresverlauf vom Swiss Performance Index (SPI) geschlagen. Während der SPI in diesem Jahr um 3,2 Prozent avancierte, fielen die Aktien von Aryzta um gut 5,5 Prozent und die von Adecco sogar um knapp 43 Prozent.

Bei Aryzta sieht Vontobel die Wachstumsschwäche in diesem Jahr als vorübergehend an und erwartet, dass das Unternehmen das organische Wachstumsziel von 4,5 bis 5,5 Prozent und eine Ausweitung der Margen bis 2028 erreichen dürfte.

Diesjähriger Kursverlauf von Aryzta und Adecco.

Trotz des katastrophalen Kursverlaufs von Adecco und den Problemen in der Personalvermittlung sehen die Vontobel-Experten das Unternehmen gut auf Kurs, die Kosteneinsparungen wie erwartet umzusetzen und damit die Rentabilität zu wahren. Der verbesserte Cashflow-Trend sei ein wichtiger Faktor für die «Aufrechterhaltung einer progressiven Dividende», so die Analysten weiter. Die Dividendenrendite der Adecco-Titel beträgt derzeit 10 Prozent.

Markterholung und Sektorleaders

Ein Gewinnpotenzial von mehr als einem Fünftel erwartet die Bank Vontobel bei Holcim, Richemont, Siegfried und Sika. Von einer graduellen Erholung der Wohnbauvolumen im kommenden Jahr 2025 werden die beiden Bauausrüster Holcim und Sika profitieren. Bei Holcim setzt sich die Margenausweitung weiter fort und mit der Erholung der Bauindustrie dürften sich auch wieder die Volumen verbessern. Die Aktien von Holcim legten in diesem Jahr die drittbeste Performance im SMI mit einem Kursplus von 36 Prozent hin.

Diesjähriger Kursverlauf von Holcim, Richemont, Siegfried und Sika.

Bei Sika sehen die Vontobel-Analysten die Katalysatoren für einen starken Kursverlauf beim geldpolitischen Lockerungszyklus und der damit einhergehenden steigenden Nachfrage für Investitionsgüter und eine Erholung im Bausektor. Die Experten, dass Sika auch weiterhin den Sektor aufgrund hoch innovativer Produkte übertreffen wird. Die Sika-Titel konnten sich nicht wie die Aktien von Holcim den Entwicklungen der Baubranche entziehen und notieren im Jahresverlauf 12 Prozent im Verlust.

Für Richemont bleibt der chinesische Markt ein Bremsklotz. Gemäss Verwaltungsratspräsident Johann Rupert dürfte sich eine Erholung im Reich der Mitte weiter hinausziehen. Trotzdem sieht Vontobel bei Richemont eine Fortsetzung der starken Leistung im Bereich «Jewellery Maisons», wo besonders Cartier und Van Cleef sehr gut laufen und abermals an Marktanteilen gewinnen. 

Beim Pharmazulieferer Siegfried erwartet Vontoboel eine Fortsetzung der Wachstumsstory. Gemäss den Experten ist «das Geschäftsmodell attraktiv, zeigt dynamisches Wachstum und gewinnt an Rentabilität». Die Aktien von Siegfried legten in diesem Jahr um mehr als 32 Prozent zu. 

Zwar stellt Vontobel eines der höchsten Kursziele im Markt, beim Pharmazulieferer finden sich jedoch acht Kaufempfehlungen gegenüber vier «Halten» und keinen «Verkaufen». Auch beim Umsatz und der Gewinnentwicklung sieht der Konsens attraktive Wachstumsraten. Die Umsätze dürften bis ins Jahr 2026 um knapp 17 Prozent steigen, während die Gewinne pro Aktie um mehr als 30 Prozent steigen. Die Titel werden mit einem nächstjährigen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 27 bewertet.

Markzulassung und starkes Momentum

Für die Top-Picks Swiss Re, UBS, Flughafen Zürich, Sandoz und Swiss Prime Site sieht die Bank Vontobel ein Gewinnpotenzial von 12 bis 16 Prozent. Dabei dürften bei diesen Unternehmen die Zinsentwicklung, eine bevorstehende Zulassung und stabile Gebühreneinnamen die zentrale Rolle für den Kursverlaufe spielen.

Wäre Sandoz Bestandteil des SMI, lägen die Titel mit der diesjährigen Kursgewinnen von knapp 43 Prozent auf Platz 2 - nur Lonza lief mit knapp 49 Prozent noch etwas besser. Gemäss Vontobel ist die Zulassung und bis Ende 2025 erwartete Markteinführung von Afqlir in Europa, sowie von Enzeevu in den USA (Lancierung wird nach Beilegung des Rechtsstreits mit dem Originalhersteller erwartet), entscheidend für die US-Biosimilar-Strategie von Sandoz. Da dies gemäss Erwartungen verläuft, dürften wichtige Wachstumstreiber auch im kommenden Jahr weiter bestehen bleiben.

Diesjähriger Kursverlauf von Swiss Re, UBS, Flughafen Zürich, Sandoz und Swiss Prime Site.

Die UBS profitiert derzeit von einem starken Momentum. Die Ergebnisse für das dritte Quartal 2024 waren deutlich besser als erwartet, denn die Erträge übertrafen in allen Unternehmensbereichen die Prognosen. Der Ausblick ist positiv (anhaltend starke Kundenaktivität), und das Unternehmen bestätigte, es wolle an seinen Dividenden- und Aktienrückkaufzielen für 2025 und 2026 festhalten. 

Die Überführung der Daten von 1,3 Millionen Kunden stellt gemäss Einschätzung der Vontobel-Experten die nächste grosse Herausforderung dar. Doch die erste Phase der Überführungen von Kundenkonten wurde erfolgreich abgeschlossen, und die Bank ist bei diversen Themen «ihrem Zeitplan voraus», so die Experten. Die UBS-Titel legten in diesem Jahr um knapp 11 Prozent zu und belegen damit das Mittelfeld im SMI. 

Die Swiss-Re-Titel notieren nahe dem Rekordhoch von 130,10 Franken, das am Montag dieser Woche erreicht wurde. Sie schneiden damit unter den Schweizer Versicherern in diesem Jahr mit einem Kursplus von gut 33 Prozent am besten ab.

Zwar sind die Ergebnisse des Rückversicherers gemäss Vontobel etwas durchwachsen, aber die KGV-Bewertung von 8,9 sei überaus tief und mit einer Dividendenrendite von etwa 5,8 Prozent (ohne etwaiges Aktienrückkaufprogramm) sehr attraktiv, so Vontobel. Darüber hinaus ebnen umgesetzte Managementmassnahmen den Weg für «vielversprechende künftige Geschäftsjahre», so Vontobel.

Swiss Prime Site dürfte massgeblich von einer Reduktion der Leitzinsen profitieren. Zwar dürfte die internationalen Leitzinsen über den Tiefzinsniveaus der Vor-Pandemie Zeit verharren - besonders auch die SNB, welche die Einführung von Negativzinsen vermeiden möchte -, doch die schnell sinkenden Zinsen dürften zu Höherbewertungen bei Immobilien führen, wovon Unternehmen in diesem Sektor profitieren dürften.

Und zu guter Letzt der Flughafen Zürich: Eine neue Gebührenordnung bringt Stabilität in die in unterschiedlichen Perioden erzielten Erträge. Eine gleichzeitige Normalisierung der Kosteninflation dürfte den Valoren des Flughafen zusätzlichen Halt geben. Bis 2026 wird mit einem leichten Anstieg der Reingewinnmarge von derzeit 24,6 auf 25,3 Prozent gerechnet. Die neue Dividendenpolitik dürfte hingegen mehr eine Funktion vom Leverage als dem freien Cashflow sein. Die Flughafen-Titel notieren im Jahresverlauf knapp 19 Prozent im Plus.

Luca_Niederkofler
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