Ein Plus von rund 7 Prozent. Soviel gewann die Aktie der Credit Suisse in den drei Handelstagen von Mittwoch bis Freitag, nachdem die zweitgrösste Schweizer Bank umfangreiche Massnahmen bezüglich Struktur, Personal und Kosten bekanntgab, um die Abwärtsspirale zu stoppen.

Im Detail: Nach einem weiteren Milliardenverlust im zweiten Quartal setzte die Bank CEO Thomas Gottstein ab. Die Kosten sollen mittelfristig auf unter 15,5 Milliarden Franken gedrückt werden. Zudem will die Bank die Strategie erneut prüfen. Die Vermögensverwaltung für wohlhabende Privatkunden, das Universalbankgeschäft in der Schweiz und das Asset Management sollen dabei gestärkt werden. Die Investmentbank wird weiter verkleinert. 

Doch am Dienstag folgte bereits der erste Reality Check, den die Credit-Suisse-Aktie nicht bestand. Der Titel rasselte bis zu 7 Prozent in die Tiefe und gab damit die Gewinne der Vorwoche wieder ab. Hauptgrund: Das ungnädige Urteil der Ratingagenturen auf die Bonität der Bank. 

Ungnädige Rating-Agenturen

Moody's stufte ihr Rating für vorrangige unbesicherte Verbindlichkeiten und Einlagen der Credit Suisse-Gruppe herab, den Ausblick bestätigte die Agentur auf "negativ". Das langfristige Rating wurde ebenfalls um eine Stufe gesenkt. Die Herabstufung der CS-Ratings widerspiegle die Herausforderungen, denen sich die Gruppe bei der Umsetzung der angekündigten Neupositionierung ihrer Investmentbank in einem schwierigeren makroökonomischen Marktumfeld gegenübersehe, erklärte Moody's.

Auch Standard & Poor's (S&P) versah das CS-Rating neu mit einem negativen Ausblick. S&P betont in einer Studie die möglichen Rückschläge, die das neue Management bei der Neuausrichtung ihrer Strategie erleiden könnte. "Wir sehen zunehmende Risiken für die Stabilität des Bankgeschäfts, Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Neubesetzung der Führungsspitze und das Fehlen einer klaren Strategie”, urteilte S&P. "Wir glauben, dass die risikobereinigte und absolute Rentabilität des Konzerns mittelfristig schwach bleiben wird."

Entwicklung der Vermögensverwaltung «sehr besorgniserregend»

Für Vontobel-Analyst Andreas Venditti sind die schlechter werdenden Zahlen der Vermögensverwaltung in den letzten drei Quartalen "sehr besorgniserregend", wobei der Schwerpunkt der Umstrukturierung auf dem Investment Banking liegen müsse.  

Eine wirklich tiefgreifende Umstrukturierung werde sehr hohe Sanierungskosten und möglicherweise frisches Kapital erfordern und Jahre in Anspruch nehmen, schrieb der Analyst am Dienstag. Die CS werde in nächster Zeit vor allem mit sich selbst beschäftigt sein. Daher werde es für die UBS ein Leichtes sein, der CS weitere Marktanteile abzujagen. Venditti kürzte am Dienstag das Kursziel für die Aktie der Credit Suisse auf 5,80 Franken von zuvor 6,40 Franken.

Vor allem der Hinweis, dass die CS erneut eine Kapitalerhöhung durchführen muss, verunsicherte die Anleger am Dienstag. Solche Befürchtungen versuchte Finanzchef David Mathers bereits letzte Woche zu zerstreuen. Die Bank sei gut kapitalisiert, sagte er. "Ich bin seit zwölf Jahren CFO und hatte in dieser Zeit viel, viel, viel niedrigere Kapitalquoten als diese." Im zweiten Quartal kam die Credit Suisse auf 13,5 Prozent.

Anleger, die auf anziehende Kurse der CS-Aktie spekulieren, sollte der Dienstag eine Warnung gewesen sein. Denn die Aktie könnte durchaus weiter fallen. Der Analyst von Barclays zum Beispiel hat noch ein Kursziel von 4 Franken für die CS, die DZ Bank sieht den Titel bei 4,20 Franken. Von den 28 von Bloomberg erfassten Analysten empfehlen bloss noch vier die CS-Aktie zum Kauf.