Dies könnte den Weg für eine Lösung im Parlament ebnen, die sowohl für die Regierung als auch für die Bank annehmbar wäre, sagten mehrere mit der Situation vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. In regierungsnahen Kreisen hiess es, Bern könnte womöglich Regeln akzeptieren, die die zusätzliche Kapitalbelastung auf etwa 15 Milliarden Dollar senken würden. Dies sei ein Betrag, den die UBS stemmen könne, erklärten zwei mit den Überlegungen der Bank vertraute Personen.

Die UBS hatte die im Juni von der Regierung vorgestellten Pläne scharf kritisiert. Diese sollen die grösste Bank des Landes nach der Notübernahme der Credit Suisse krisenfester machen, sehen jedoch vor, dass sie zusätzlich 24 Milliarden Dollar an Kapital vorhalten muss. Die UBS argumentiert, dass sie dadurch gegenüber globalen Konkurrenten benachteiligt würde. Sie prüft daher eine Reihe von Gegenmassnahmen, die bis zu einer Verlagerung des Hauptsitzes ins Ausland reichen.

Ein Grossteil der zusätzlichen Kapitalbelastung geht auf die Forderung der Regierung zurück, dass die UBS ihre ausländischen Tochtergesellschaften zu 100 Prozent mit Kapital unterlegen muss, statt wie bisher zu 60 Prozent. Ein Parlamentsmitglied, das sich für strengere Regeln einsetzt, sagte, das Parlament könne sich letztlich in der Mitte treffen und die Anforderungen auf 80 Prozent senken. Eine solche Reduktion würde die geforderte Summe nach Berechnungen von zwei Analysten auf etwa 15 Milliarden Dollar drücken. Die mit den Regierungsplänen vertraute Person sagte, eine Schwelle von 80 Prozent könnte auch für Bern akzeptabel sein.

UBS ist optimistisch

Eine weitere Möglichkeit zur Verringerung der Belastung wäre den Insidern zufolge, wenn die Aufsichtsbehörden der UBS erlauben würden, einen Teil davon mit sogenannten nachrangigen Anleihen (Additional Tier 1, AT1) anstelle von hartem Kernkapital (CET1) zu decken. Ende Juni hielt die UBS rund 19 Milliarden Dollar an AT1-Anleihen. «Aus unserer Sicht muss eine Unterlegung mit AT1 möglich sein», sagte Roman Studer, Chef der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg). «Da müsste man sich eigentlich finden können.»

Alle Insider betonten, dass der Prozess noch lange nicht abgeschlossen und noch nichts in Stein gemeisselt sei. Unklar ist, ob UBS und die Regierung über mögliche Zugeständnisse bereits gesprochen haben. Vertreter beider Seiten wurden zu einer Sitzung eines Parlamentsausschusses Anfang November eingeladen.

Das Schweizer Finanzministerium teilte mit, die Regierung halte an ihren Vorschlägen fest und habe keine Bereitschaft signalisiert, die zusätzliche Kapitalbelastung auf etwa 15 Milliarden Dollar zu reduzieren. Die vorgeschlagene Massnahme sei zielgerichtet, verhältnismässig, wirksam und für die UBS tragbar. «Entscheiden wird schliesslich das Parlament und im Falle eines Referendums das Volk.»

Die UBS sprach sich erneut gegen die vorgeschlagene Erhöhung der Kapitalanforderungen und stattdessen für «gezielte, verhältnismässige und international abgestimmte regulatorische Anpassungen» aus. «Wir sind optimistisch, dass ein vernünftiges Ergebnis erzielt werden kann.»

Klarheit frühestens 2026

Die Zeitung «Schweiz am Wochenende» hatte berichtet, dass die drei bürgerlichen Parteien SVP, FDP und Mitte an einem Kompromiss für die UBS arbeiteten, der auf zusätzliches Kapital von zehn bis 15 Milliarden Dollar hinauslaufe. Studer von der Bankiervereinigung sagte auf Basis von Gesprächen mit Bankern, Wirtschaftsführern und Abgeordneten: «Ich bin überzeugt davon, dass wir am Schluss ein Resultat haben, das eine bessere Balance zwischen Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit gewährleistet.»

Der parlamentarische Prozess in der Schweiz bedeutet, dass die endgültigen Kapitalanforderungen frühestens im nächsten Jahr feststehen werden. Druck bekommt die UBS auch von einer anderen Seite: Einer ihrer grössten Aktionäre, der aktivistische Investor Cevian, hatte im September erklärt, die Regeln würden die UBS selbst in abgeschwächter Form wettbewerbsunfähig machen, und die Bank zu einem Umzug ins Ausland zwingen.

(Reuters)