Die europäischen Grossbanken werden wie ihre Pendants an der Wall Street voraussichtlich bessere Handelserträge vorlegen, nachdem der Krieg in der Ukraine, die steigende Inflation und die Straffung der Geldpolitik die Kunden im zweiten Quartal zu einer Umschichtung ihrer Mittel veranlassten.

Das Bild wird vermutlich getrübt durch einen Einbruch bei den Beratungserträgen, da Übernahmen und Aktienemissionen zurückgingen.

UBS, Deutsche Bank und Credit Suisse  sind unter den Banken, die nächste Woche Gewinne veröffentlichen werden.

Der Einmarsch Russlands in der Ukraine hat die Märkte durcheinandergewirbelt. Kunden nahmen sie in Anspruch, um sich vor Inflation zu schützen, sich gegen Währungsschwankungen abzusichern und Positionen an den unruhigen Aktienmärkten einzugehen. Die Kreditinstitute profitieren von der ersten Zinsanhebung im Euroraum seit über zehn Jahren, doch die wirtschaftlichen Turbulenzen dürften über kurz oder lang auch für mehr faule Kredite sorgen.

"Das zweite Quartal dürfte relativ gut verlaufen sein; die schwierigeren Themen kommen erst später im Jahr", sagte Elisabeth Rudman, Analystin bei DBRS Morningstar in London. "Volatilität und die Kundenaktivität sind gut für die Handelsbücher. Unsere Sorge gilt den schwächeren Einnahmen aus dem Emissionsgeschäft wegen des Unsicherheitsfaktors des Russland-Ukraine-Kriegs."

Die europäischen Banken werden auch im Brot-und-Butter-Geschäft mit Spareinlagen und Krediten mehr verdienen, da die Europäische Zentralbank am Donnerstag die seit acht Jahren geltenden Negativzinsen abgeschafft hat.

Im folgenden wichtige Stichworte für die Quartalsberichte, die nächste Woche anstehen:

  • UBS  (26. Juli): Die grösste Schweizer Bank wird sich wahrscheinlich Sorgen um ihr Wealth Management in Asien machen. Chinas hartes Durchgreifen hat die asiatischen Märkte in Aufruhr versetzt. Bankchef Ralph Hamers könnte versuchen, sich nach der Übernahme des Robo-Vermögensberaters Wealthfront stärker auf die Expansion in den USA zu konzentrieren.
  • UniCredit (27. Juli): Die Mailänder sind eine der grössten ausländischen Banken in Russland und mussten im ersten Quartal deshalb fast 2 Milliarden Euro abschreiben. Gleichwohl arbeitet die russische Sparte gut, weswegen CEO Andrea Orcel sich schwer damit tut, sich von der Einheit zu trennen. Eine Idee ist ein Verkauf, der wieder rückabgewickelt werden könnte, wie Bloomberg berichtet hat.
  • Deutsche Bank (27. Juli): Die Frankfurter waren in den letzten Jahren ein Hauptgewinner höherer Handelsvolumina. Diesmal könnte der Fokus darauf liegen ob sie ihre Kosten im Griff behalten und ihr Effizienzziel einhalten können. Die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von russischem Gas bedeutet für die Deutsche Bank auch, dass ihr Kreditbuch bei einem Lieferstopp leiden könnte.
  • Credit Suisse (27. Juli): Die Nummer 2 der Schweizer Banken hat bereits den dritten Quartalsverlust in Folge in Aussicht gestellt. Während andere Banken von den Marktschwankungen profitierten, führte sie die russische Invasion in der Ukraine, Zinserhöhungen und die Ausweitung ihrer eigenen Kreditspreads an. Die Zürcher haben bereits Stellen gestrichen und Manager gefeuert.

(Bloomberg/cash)