Erst die kommenden Tage würden zeigen, ob dank dem SNB-Kredit von 50 Milliarden Franken der Vertrauensverlust in die angeschlagene Grossbank tatsächlich aufgehalten werden könne, sagt etwa der Bankenprofessor Teodoro Cocca von der Universität Linz.

Benötige eine Bank eine solche Kreditlinie der Nationalbank, so bedeute das zwei Dinge, sagte Cocca im Interview mit der Nachrichtenagentur AWP: Erstens habe sich die CS offenbar selbständig am Markt nicht mehr genügend Liquidität verschaffen können, weil die anderen Banken ihr nicht mehr trauten. Zweitens benötige die Bank auch Liquidität, um die sehr wahrscheinlich bedeutenden Geldabflüsse der Kundeneinlagen stemmen zu können. "Das sind alles klare Anzeichen einer Notlage."

Mit der Liquiditätsspritze der SNB rette sich die CS nun "zunächst ins Wochenende", so Cocca. "Nimmt man den Geldabfluss im letzten Herbst zum Massstab, dann sollte die Geldspritze der Notenbank jedenfalls für vier bis fünf Wochen reichen." Wie sich der Geldabfluss und die Liquiditätsposition entwickelten, sei derzeit von aussen allerdings nicht leicht zu beurteilen.

Verkauf nicht vom Tisch

Die Unterstützung der SNB dürfte immerhin dazu beitragen, das Vertrauen der Aktionäre sowie der Kunden wieder "etwas zurückzugewinnen", hofft Wirtschaftsprofessor Sergio Rossi von der Universität Freiburg, wie er im Gespräch mit der AWP sagt. Es seien diese beiden Säulen, an denen angesetzt werden müsse. "Aber selbst mit dem SNB-Kredit wird die Credit Suisse nicht alle ihre Probleme in einer Woche gelöst haben", meint auch Rossi.

Auch eine Aufspaltung oder ein Verkauf der CS dürfte nicht vom Tisch sein. Allerdings sei die Credit Suisse für einen Käufer in ihrer jetzigen Form nicht interessant, glaubt der Freiburger Professor: "Es sei denn, man könnte den faulen Teil der Bank aufgeben und den profitablen Teil behalten." Den "faulen Teil" sieht er in einem grossen Teil des Investmentbankings, an dem die CS in der Vergangenheit stets festgehalten hatte.

Heikle Einlagensicherung

Nur beschränkt Vertrauen zeigt der Freiburger Professor in die Einlagensicherung: Der Betrag von 100'000 Franken pro Kunde und Bank für die Einlagensicherung sei nur ein theoretischer Wert, da der von allen Banken zu diesem Zweck gefüllte Fonds derzeit eine Summe von etwa 8 Milliarden Franken abdeckt, so Rossi.

"Wenn ein Konkurs der Credit Suisse beispielsweise diese Summe übersteigt, ist dieser Überschuss nicht gesichert." Das Problem werde noch grösser, wenn ein Ausfall der Credit Suisse auch andere Banken in den Abgrund reisse.

(AWP)