Der bisherige CEO Anders Bally sei wegen "eines unterschiedlichen Führungs- und Kommunikationsverständnisses" mit sofortiger Wirkung freigestellt worden, teilte die Bank am Mittwochabend mit. Die Leitung der Bank übernehmen vorübergehend der Produktchef Rouven Leuener und der Finanzchef Roland Kläy, wie es weiter heisst.
Der baldige Markteintritt der Radicant Bank stelle einen wichtigen Meilenstein in der Entwicklung der Tochtergesellschaft der BLKB dar, wird VRP Marco Primavesi in der Mitteilung zitiert. "Mit der Ernennung der neuen Co-Leitung ad interim von Rouven Leuener und Roland Kläy unterstreicht der Verwaltungsrat die Bedeutung dieser entscheidenden Phase."
Womöglich wurde Bally eine E-Mail an die Belegschaft zum Verhängnis. Darin äusserte er sich unschmeichelhaft über die Baselbieter Politik. "Einige der Politiker in diesem nicht-urbanen Kanton – vor allem die älteren – haben Schwierigkeiten, all die disruptiven Aspekte zu verstehen, die Radicant mit sich bringt", zitierte die "Basellandschaftliche Zeitung"aus dem E-Mail. Und weiter: "Deep Tech, Mobile First Banking und Wealth Management, Evangelisten, Co-Creation usw. sind Konzepte, mit denen sie sich schwertun."
Die BLKB hat rund 70 Millionen in Radicant investiert. Das Geschäftsjahr 2022 hat Radicant mit 14 Millionen Franken Kosten die Gesamtrechnung der BLKB belastet, 8 Millionen alleine fürs Personal. Beides geht aus dem Jahresabschluss des Mutterhauses hervor.
Das warf Fragen auch aus der Politik auf, die BLKB ist in Staatsbesitz. In einer Interpellation forderte der Baselbieter SVP-Landrat Peter Riebli kürzlich Antworten zu den strategischen Initiativen der Basellandschaftlichen Kantonalbank.
Rund 50 Leute arbeiten für Radicant. Es wurden mitunter in der Finanzbranche prominente Fachkräfte engagiert, darunter Jan Amrit Poser, ehemaliger Chefstratege bei J. Safra Sarasin.
Anders Bally war bis 1999 Leiter Asset Management bei Globalance Bank. Anschliessend war Bally länger COO der an SAP verkauften Software-Firma Secude. 2012 gründete er das Datenunternehmen Sentifi, das er bis 2019 präsidierte.
Noch in diesem Jahr will Radicant den Marktstart wagen. Im Dezember erhielt Radicant eine Banklizenz, seither akquiriert sie in einer Testphase ihre ersten Kundinnen und Kunden. Dabei setzt Radicant auf einen digitalen Nachhaltigkeitsansatz. Bis Ende Jahr muss die neue Bank laut Strategie 3800 Kundinnen und Kunden gewinnen, schrieb die "Handelszeitung".
(AWP/cash)