Das Unternehmen habe zwei getrennte Teams beauftragt, die Vor- und Nachteile einer Aufspaltung zu untersuchen, sagten die mit der Angelegenheit vertrauten Personen, die nicht namentlich genannt werden wollten. Team Rot spielte dabei die Rolle von aktivistischen Investoren, die eine Kampagne für eine Aufspaltung von Bayer führten, sagten die Personen. Team Blau agierte als Berater mit dem Auftrag, wie auf eine solche Kampagne zu reagieren sei.

Das Unternehmen sei zu dem Schluss gekommen, dass es nicht auf mögliche Aufspaltungsforderungen reagieren sollte, bevor es seine eigene strategische Überprüfung abgeschlossen habe, um keine Erwartungen bei den Aktionären zu wecken, so die Personen. Die Simulation fand statt, bevor Bayer die Zahlen für das dritte Quartal bekannt gab und in einem Glyphosat-Prozess in den USA sowie bei einer Medikamenten-Entwicklung Rückschläge erlitt.

Aktieneinbruch

Als diese beiden Misserfolge fast gleichzeitig bekannt wurden, fielen die Aktien des Mischkonzerns am 20. November um einen Rekordwert und verloren dabei rund 7,3 Milliarden Euro an Marktkapitalisierung. Der Druck auf den neuen Konzernchef Bill Anderson steigt, einen Turnaround-Plan vorzulegen. Er prüft bereits eine Abspaltung des Consumer-Health- oder des Crop- Science-Geschäfts.

Bei dem Planspiel hat sich unter anderem herausgestellt, dass ein Verkauf von Bayers Consumer-Health-Geschäft eine massive Steuerbelastung nach sich ziehen würde, die die Vorteile eines Deals zunichte machen könnte, sagten die Personen.  Die Prüfung sei jedoch noch nicht abgeschlossen, und Bayer könne entweder eine steuerlich günstigere Struktur oder einen Käufer finden, der bereit sei, eine erhebliche Prämie zu zahlen.

Die Thyssenkrupp AG beispielsweise hat ihre Aufzugssparte 2021 mit einem beträchtlichen Aufschlag verkauft, ohne dass eine grössere Steuerbelastung angefallen wäre. “Je nachdem, was man abspaltet und wie man es tut, schafft man ein steuerpflichtiges Ereignis, das es erforderlich machen könnte, einen sehr grossen Scheck auszustellen, bevor man überhaupt Geld bekommt”, sagte Finanzvorstand Wolfgang Nickl letzte Woche. “Und das wäre eine Situation, in der sich das tatsächlich negativ auf die Verschuldungssituation auswirken würde.”

Die Papiere haben im laufenden Jahr über 34 Prozent verloren. Ein Vertreter von Bayer lehnte eine Stellungnahme ab.

Aktivistischer Druck

Anderson hat darauf hingewiesen, dass einige Investoren mit der derzeitigen Strategie zufrieden seien, die verschiedene Einheiten mit Schwerpunkt auf Pharmazeutika, Consumer Health und Crop Science umfasst. Eine gleichzeitige Dreiteilung schloss er Anfang des Monats aus, auch wenn einige Investoren, darunter der Aktivist Bluebell Capital Partners, dies erneut gefordert haben.

Bayer könne das Consumer-Health-Geschäft entweder ganz verkaufen, einen Börsengang durchführen oder die Sparte abspalten, sagte Anderson. Bayer prüft derzeit zusammen mit externen Beratern, wie sich diese Optionen auf die Fähigkeit des Unternehmens auswirken würden, seine hohe Schuldenlast zu tragen.

Unterdessen wächst der Druck. Einige Investoren fragen sich, ob Bayer genug Geld beiseite gelegt hat, um die anhaltenden rechtlichen Probleme in den USA im Zusammenhang mit Produkten zu bewältigen, die das Unternehmen mit der 63 Milliarden Dollar (57,6 Milliarden Euro) schweren Übernahme von Monsanto im Jahr 2018 geerbt hat. Auch die zunehmenden Rechtsstreitigkeiten über giftige PCBs werfen Fragen auf. Darüber hinaus könnte es für Bayer schwierig werden, seine Pharmasparte im weiteren Verlauf des Jahrzehnts auszubauen, nachdem eine wichtige Studie mit dem experimentellen Medikament Asundexian gestoppt wurde.

(Bloomberg)