«Der Mitte Mai bekanntgegebene Rückzug von Bayer aus Frankfurt sowie der Personalabbau an weiteren Standorten sind ein herber Schlag für die betroffenen Kolleginnen und Kollegen, aber auch für den Unternehmensstandort Deutschland insgesamt», erklärten Betriebsratschefin Heike Hausfeld und Francesco Grioli für die Gewerkschaft IGBCE. Mit der Übereinkunft gebe es nun aber «faire, sichere und tragfähige Perspektiven für alle». Bayer-Chef Bill Anderson betonte erneut, Deutschland bleibe wichtig für Bayer.
Anderson hatte die Entscheidung, die Produktion und Forschung von Pflanzenschutzmitteln im Industriepark Frankfurt-Höchst bis Ende 2028 aufzugeben, mit hohen Energiekosten in Deutschland begründet. In der Mainmetropole werden nach früheren Angaben rund 500 Stellen abgebaut, teilweise könnten Beschäftigte an andere Standorte wechseln. Nun haben sich Konzern und Arbeitnehmer auf Massnahmen verständigt, um den Rückzug Bayers sozialverträglich zu gestalten.
Diese umfassten unter anderem den Schutz der gegenwärtigen Arbeitsbedingungen im Falle eines angestrebten Verkaufs des Standorts, ausserdem Unterstützung für Beschäftigte bei Stellenverlagerungen von Frankfurt nach Monheim sowie «attraktive Abfindungsangebote». Insgesamt folge auf den kollektiven Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen für einen Teil der Beschäftigten ab 2027 «ein individueller Schutz für alle Beschäftigten» in Deutschland. Beschäftigten, deren Stelle im Unternehmen ab Januar 2027 gestrichen wird und die nach sechs Monaten Bedenkzeit nicht mit einer Abfindung ausscheiden, wird demnach eine nach Dauer ihrer Betriebszugehörigkeit gestaffelte Schutzphase zur beruflichen Neuorientierung gewährt, in der eine betriebsbedingte Kündigung ausgeschlossen ist.
Anderson hat bei dem krisengeplagten Pharma- und Agrarkonzern den Rotstift angesetzt. Mit einem neuen Organisationsmodell und einem Sparprogramm sollen die Kosten sinken und das Pharmageschäft ausgebaut werden. Konzernweit fielen seit dem Antritt des Texaners als Bayer-Chef vor etwa zwei Jahren rund 11.000 von gut 100.000 Arbeitsplätzen weg.
(Reuters)