China dominiert die Lieferketten für Solarmodule und der europäische Markt wurde in den letzten 18 Monaten mit Billigpanels geradezu geflutet. Entsprechend haben die nicht konkurrenzfähigen europäischen Hersteller Fabriken geschlossen oder wie Meyer Burger die Verlagerung der Produktion in die USA in Angriff genommen. 

Eine Studie von Guidehouse Insights, welche im Auftrag des amerikanischen Verbands Solar Energy Manufacturers for America Coalition (SEMA) jüngst erstellt wurde, stellt aber auch in den USA Herausforderungen fest. Im Papier wird betont, dass die Subventionen der US-Regierung und die handelspolitischen Massnahmen nicht ausreichen, um den amerikanischen Herstellern zum Erfolg zu verhelfen. Deshalb ruft die SEMA nun nach mehr Staatshilfen.

Seit US-Präsident Joe Biden den Inflation Reduction Act (IRA) 2022 unterzeichnet hat, wurde der Bau von Dutzenden Fabriken zur Herstellung von Solarmodulen in den USA angekündigt. Die USA haben über den IRA bereits Milliarden in den Aufbau neuer Fabriken und einer lokalen Lieferkette investiert. Doch das Geld reicht nicht, um gegen die chinesische Konkurrenz zu bestehen. Entsprechend werden die Lagerbestände auf der ganzen Welt wegen Überproduktion immer grösser die Preise für Solarmodule auf dem Weltmarkt liegen im Keller. 

Forderung nach effektiverer staatlicher Koordination

Der Verband SEMA drängt auf eine verbesserte Koordination staatlicher Unterstützungsmassnahmen für US-Solarfabriken. Trotz der Freigabe von Milliarden von US-Dollar an Subventionen für saubere Energie durch den Inflation Reduction Act wird dies als unzureichend angesehen. Mike Carr, Geschäftsführer der SEMA Coalition, betonte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters die Notwendigkeit einer stärkeren Verpflichtung der Regierung und die Bereitschaft, flexibel auf sich ändernde Umstände zu reagieren.

Die Studie schlägt unter anderem strengere Standards für Projektentwickler vor, um für eine 10-prozentige Steuergutschrift für die Verwendung in den USA hergestellter Komponenten in Frage zu kommen. Derzeit können Projekte diese Steuergutschrift auch dann in Anspruch nehmen, wenn die Zellen, aus denen die Module bestehen, aus chinesischen Materialien hergestellt wurden. Dies führt laut dem Bericht dazu, dass Unternehmen keinen Anreiz haben, auf heimische Materialquellen wie Siliziumwafer und Polysilizium in Solarqualität zurückzugreifen.

Die Biden-Administration wird zudem dazu gedrängt, die Durchsetzung von Zöllen auf Module, die aus Südostasien importiert werden, zu verstärken. Diese Zölle waren von Biden vor fast zwei Jahren ausgesetzt worden, nachdem sich Solarprojektentwickler beklagten, die erhöhten Kosten und das Wachstum würden eine saubere Energietechnologie behindern.

«Um effektiv zu sein, müssen Zölle konsequent durchgesetzt und eingetrieben werden», heisst es im Bericht von Guidehouse Insights weiter.

Meyer Burger als «early mover» im Vorteil?

Trotz dieser neuen Herausforderungen in den USA könnte der Plan von Meyer Burger trotzdem aufgehen. Die Berner beabsichtigen, die Anlage zur Solarzellenproduktion in Colorado Springs und in die Solarmodulproduktion in Goodyear im Bundesstaat Arizona bereits in diesem Jahr in Betrieb zu nehmen. Da Meyer Burger bereits Abnahmeverträge beschlossen hat, stellt der Verkauf der Panels nach dem Produktionsstart kein Problem dar.

Die Studienautoren von Guidehouse Insights sehen die potenziellen Probleme mit noch mehr Billigpanels aus Südostasien erst ab 2025. Aber auch das spricht nicht dafür, dass Meyer Burger dadurch die gleich grossen Probleme wie in Europa erwachsen könnte. «Je stärker die Preise auf dem Weltmarkt sinken, desto schwieriger wird es, in den USA eine lokale Fertigung aufzubauen», erklärte Edurne Zoco, Direktor für saubere Energietechnologie bei S&P Global Commodity Insights, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Wenn die Kostenlücke zwischen importierten Modulen und lokal hergestellten Modulen zu gross ist, werden viele dieser Ankündigungen möglicherweise nicht umgesetzt, erklärt der Analyst Zoco weiter. Das bedeutet, dass die lokale Konkurrenz im Fall sinkender Panelpreise in den USA für Meyer Burger nicht grösser werden dürfte. Dies kann ein entscheidender Vorteil für Meyer Burger sein, weil der Schweizer Solarpionier nach der erfolgreichen Kapitalerhöhung bereits auf der Zielgeraden zur Produktionsaufnahme ist. 

Thomas Daniel Marti
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