Bei dem Raketenangriff habe es nach ersten Erkenntnissen keine Verletzten gegeben, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters aus US-Kreisen. Ein anderer US-Insider sagte, offenbar seien keine Raketen auf dem Gelände der Al-Udeid-Luftwaffenbasis eingeschlagen. Der Iran beschrieb den Angriff indes als «vernichtend und mächtig». Aus US-Kreisen hiess es, die Regierung in Teheran habe die USA und Katar über diplomatische Kanäle vorgewarnt. Unklar blieb zunächst, ob die USA ihrerseits Vergeltung üben würde.
Laut Reuters-Mitarbeitern in Doha waren Explosionen in der Hauptstadt von Katar zu hören gewesen. Die US-Nachrichtenseite Axios berichtete unter Berufung auf israelische Kreise, der Iran habe sechs Raketen auf US-Stützpunkte in Katar abgefeuert. Einer Meldung der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim zufolge wurde auch ein US-Stützpunkt im Irak ins Visier genommen. Eine Bestätigung dafür lag aber nicht vor. Irans geistliches Oberhaupt Ajatollah Ali Chamenei erklärte auf dem Kurznachrichtendienst X, man verhalte sich niemandem gegenüber aggressiv und dulde auch keine Aggression anderer.
Die abflauende Furcht vor einer Störung der weltweiten Ölversorgung lässt die Ölpreise deutlich absacken. Nordseeöl Brent und US-Öl WTI verbilligen sich jeweils um 6,5 Prozent auf bis zu 72,03 beziehungsweise 69,01 Dollar je Barrel. Für Erleichterung sorgte, dass der Iran als Vergeltung für US-Angriffe auf seine Atomanlagen zwar den US-Militärstützpunkt in Katar angegriffen hatte, der Öl- und Gastankerverkehr durch die Strasse von Hormus aber zunächst ungestört blieb.
Der angekündigte Angriff auf den gut verteidigten US-Stützpunkt könne ein erster Schritt zur Entspannung der Spannungen sein, sofern es keine amerikanischen Opfer gebe, hiess es in einem Beitrag von Energy Aspects. «Sofern es keine Anzeichen für weitere iranische Vergeltungsmassnahmen oder eine Eskalation durch Israel oder die USA gibt, könnten wir in den nächsten Tagen einen Preisrückgang bei den geopolitischen Risiken erleben», hiess es.
Die USA hatten am Wochenende iranische Atomanlagen beschossen, der Iran drohte daraufhin mit Vergeltung. Dies hatte Sorgen genährt, die Regierung in Teheran könnte die Öl-Einrichtungen in der Region angreifen oder den zentralen Transportweg über die Strasse von Hormus abriegeln. Der nach ersten Berichten begrenzte Vergeltungsschlag ohne Opfer liess die Märkte aufatmen. Der Ölpreis gab um sieben Prozent nach, während die drei wichtigsten US-Aktienindizes kurz vor Handelsschluss in New York im Plus lagen.
Die jüngsten Angriffe von Israel und später der USA sollten nach deren Angaben den Iran am Bau einer Atomwaffe hindern. Unklar blieb aber, wie erfolgreich der US-Angriff auf die zum Teil tief unterirdisch gelegenen Atomanlagen war. Die islamische Republik hat wiederholt bestritten, nach Nuklearwaffen zu streben. US-Präsident Donald Trump war während seiner ersten Amtszeit einseitig aus einem internationalen Atomabkommen mit dem Iran ausgetreten, das dies mit diplomatischen Mitteln verhindern sollte. An dieser Vereinbarung war auch Deutschland beteiligt.
Die Agentur Tasnim berichtete auch, der Iran wolle die Zusammenarbeit mit der UN-Atomenergiebehörde IAEA auszusetzen. Die Behörde hat in der Vergangenheit eine wichtige Rolle bei der Überprüfung des iranischen Atomprogramms gespielt. Bekommen die Inspektoren keinen Zugang, kann wohl nicht unabhängig geprüft werden, wie stark die Zerstörungen tatsächlich sind.
(Reuters)