Auf der Suche nach attraktiven Kaufgelegenheiten im Aktiensektor lassen sich Value-Investoren nach dem Grundsatz "den Franken für 50 Rappen kaufen" leiten. Im Prinzip geht es darum, unterbewertete Aktien zu identifizieren. Als Messgrössen dienen beispielsweise ein vergleichsweise tiefes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV).

Doch nicht alles, was tief bewertet ist, ist auch gut. Bei einem KBV von unter 1 ist der Markt tendenziell skeptisch, wie sich der Unternehmenswert entwickelt. Die Kennzahl zeigt das Verhältnis zwischen Aktienkurs und Buchwert des Unternehmens pro Aktie. Aber auch ein tiefes KGV impliziert unter den Marktteilnehmern Zweifel über die Fähigkeit eines Unternehmens, inskünftig höhere Erträge zu erwirtschaften. Nach einer Faustregel gelten Aktien mit einem Wert um 10 als attraktiv bewertet. Das KGV eines Unternehmens ist der Quotient aus seinem Aktienkurs und dem Gewinn pro Aktie.

Insofern ist bei der Selektion von unterbewerteten Aktien auch auf die Qualität der Bilanz, das Geschäftsmodell und die Nachhaltigkeit der Dividendenrendite zu achten. Cash selektierte vier Aktien, die diese Kriterien erfüllen. Für risikotolerante Anleger entstehen so Chancen für mittel- bis langfristig steigende Kurse.

Swiss Life mit grossem Abschlag

Seit Mitte des letzten Jahres verdoppelte sich der Kurswert der Swiss-Life-Papiere beinahe. Derzeit notieren sie bei 146 Franken. Die starken Kursavancen liessen das KBV der Swiss Life ansteigen. Doch mit einem Wert von 0,5 und einem KGV von 7,6 ist der grösste Lebensversicherer der Schweiz immer noch deutlich unterbewertet (siehe Tabelle).  

Auf den Titel lastete lange die überfällige Teilabwertung des im 2008 für knapp zwei Milliarden Franken gekauften Finanzvertriebs AWD. Noch im vergangenen Jahr konnten die Valoren einen Teil des Negativimages ablegen, nachdem die Verantwortlichen die überfällige Wertberichtigung im Umfang von 600 Millionen Franken bekannt gemacht hatten.

Hinzu kommt: In den vergangenen Jahren hat Swiss Life ihre Bilanz stark verbessert. So sank die Verschuldungsquote von 80 Prozent im 2008 auf 27 Prozent im 2012. Und auch die Reserven-Prämien-Quote stieg in den letzten sechs Jahren um über 200 auf 828 Prozent. Zudem liegt die Dividendenrendite bei soliden 3,1 Prozent. Die beiden Investmentbanken Nomura und JP Morgan schätzen eine Kurssteigerung innert Jahresfrist auf 180 beziehungsweise 210 Franken. Nächster Kursimpuls ist an der Präsentation der Abschlusszahlen 2012 am 27. Februar zu erwarten.

Bellevue Group mit verlockender Dividendenrendite

Die Rückkehr in die Gewinnzone und die Ankündigung einer grosszügigen Dividende haben die Aktien der Bellevue Group am Montag in den Fokus des Interesses gerückt. Das Unternehmen will seinen Aktionären eine Dividende von 2 Franken ausschütten, was einer Dividendenrendite von knapp 18 Prozent entspricht.

Nichts zuletzt deswegen kletterten die Papiere am Montag um über 14 Prozent auf gut 11 Franken. Dies ist Balsam für den arg gebeutelten Aktienkurs, der in den letzten zwölf Monaten von 19 Franken auf ein Allzeittief von 8,90 Franken absackte. Dies erklärt die hohe Dividendenrendite.

Die Bank scheint aber auf guten Weg zu sein und somit reif für weitere Kursavancen. Zum einem sprechen die Aussichten auf höhere Handelsvolumen an der SIX für die Steigerung der Erträge. Für Bellevue ist das Brokerage-Geschäft ist eine wichtige Einnahmequelle. Zum anderen stellt sich ein Konsolidierungsprozess im Broker-Markt ein. Die Bank dürfte davon profitieren, sagte CEO Urs Baumann zu cash (zum Artikel).

Meyer-Burger: Kursschub dank neuen Technologien?

Wer an die Wende in der Solarkrise glaubt, sind die Aktien des Thuner Solarzulieferers Meyer Burger ein Kauf. Auf den Kurstaucher Anfang Februar, als Konzernchef Peter Pauli in einem Interview mit cash eine Kapitalerhöhung nicht mehr explizit ausschloss, erholen sich die Papiere allmählich.

Lukrative Aufträge erhofft sich der Technologiekonzern durch die eigens entwickelte "SmartWire Connection-Technologie". Mit der neuen Technologie könne der Wirkungsgrad von Solarmodulen bei gleichzeitiger Senkung der Produktionskosten verbessert werden, so das Unternehmen. Meyer Burger ist neben dem Zerschneiden von Siliziumblöcken auch auf das Schneiden von Saphiren spezialisiert. Vor allem für die Smartphone-Branche ist das eine interessante Technologie.

Meyer Burger erwartet, dass diverse Smartphone-Hersteller einen Materialwechsel von Glas zu Saphir für die Produktion von Abdeckungen und Touchscreens ernsthaft in Betracht ziehen.

Hochdorf: Babynahrung als Wachstumstreiber

Der Zentralschweizer Milchpulver- und Babynahrungshersteller Hochdorf ist seit Mai 2011 an der SIX kotiert und verlor seither 28 Prozent an Wert. Entsprechend tief sind das KGV mit gut 12 und das KBV mit 0,5.

Hochdorf ist im Geschäftskundenbereich aktiv, und genau hier liegt das Problem. Denn die Margen sind tiefer als beispielsweise im Endkundengeschäft, wo der grösste Schweizer Milchverarbeiter Emmi stark ist. Dennoch hat Hochdorf in der Sparte Nutricare (Babymilchpulver) gute Wachstumschancen. Der Exportanteil soll laut dem Unternehmen sukzessive von 33 auf 50 Prozent zunehmen. Und diesbezüglich ist Hochdorf auf Kurs. Dies zeigte die Akquirierung mehrerer Aufträge von Beingmate, der Nummer drei im chinesischen Babycare-Markt im letzten Dezember.

Gelingt es dem Unternehmen in diesem Bereich noch stärker Fuss zu fassen, könnte Hochdorf für die Aktionäre eine Erfolgsstory werden. Aktionären winkt zudem eine attraktive Dividendenrendite von 3,7 Prozent. Eine Gefahr stellt allerdings die geringe Liquidität der Titel dar.

 

Titel KGV 2013KBV 2013Dividendenrendite
Swiss Life7,60,53,1
Bellevue Group11,30,717,7
Meyer Burger-0,6-
Hochdorf12,60,53,7

Quelle: FuW/cash.ch, 25.02.2013